Deutsch-polnische Umfrage zeigt anhaltende Vorbehalte
Deutsche und Polen schätzen das gegenseitige Verhältnis ihrer beiden Länder mehrheitlich als positiv ein - allerdings gibt es insbesondere auf polnischer Seite anhaltende Vorbehalte gegen Deutschland, seine Politik und seinen Umgang mit der Vergangenheit. Dies ist das Ergebnis einer Umfrage in beiden Ländern, die am Dienstag vom Deutschen Polen-Institut in Darmstadt vorgestellt wurde.
Eine wachsende Zahl von Polen sieht das Verhältnis demnach durch historische Erfahrungen belastet, auch an der deutschen Europapolitik gibt es Kritik. Insgesamt sagten aber zwei Drittel der Befragten auf beiden Seiten der Grenze, dass sie das deutsch-polnische Verhältnis für gut befänden, wie aus dem Deutsch-Polnischen Barometer 2024 hervorgeht.
Jene Polen, die die Beziehungen in einem ungünstigen Licht sehen, nannten als Grund überwiegend die unzureichende Aufarbeitung der deutschen Kriegsverbrechen in Polen. Die größte Gruppe der Deutschen, denen zufolge sich die bilateralen Beziehungen in einem schlechten Zustand befinden, gibt als Grund dafür die gegensätzlichen politischen Interessen beider Länder an.
Das Bild Deutschlands als modernes Land mit einer starken Wirtschaft sei nach wie vor tief im Bewusstsein der Polen verankert, heißt es in der Studie. Allerdings habe sich das Bild des deutschen Staates in den letzten Jahren verschlechtert. Immer mehr Menschen äußerten ambivalente Meinungen. Auch den Stil der deutschen Europapolitik bewerten die polnischen Befragten von Jahr zu Jahr schlechter. Dieser Trend habe sich auch nach der Abwahl der national-konservativen Partei PiS und dem Regierungswechsel in Polen fortgesetzt.
"Die scharfe anti-deutsche Rhetorik und die negative Darstellung Deutschlands während der Jahre der Regierung von Recht und Gerechtigkeit (PiS) haben die Ansichten der Polen nachhaltig beeinflusst, und der Regierungswechsel in Polen hat diesen Trend nicht aufgehalten", erklärte der Mitautor der Studie, der Soziologe Jacek Kucharczyk vom Institut für öffentliche Angelegenheiten in Warschau.
Die Mitautorin Agnieszka Lada-Konefal vom Deutschen Polen-Institut in Darmstadt fügte hinzu: "Auch die schlechte wirtschaftliche Lage Deutschlands und die Besorgnis erregenden Signale durch die Zunahme der Unterstützung für extreme Parteien bei dem westlichen Nachbarn tragen dazu bei."
Die Meinung der Polen zur deutschen Europapolitik hat sich der Studie zufolge seit 2015 stetig verschlechtert. Derzeit sind nur 42 Prozent der Polen davon überzeugt, dass Deutschland zu einer konstruktiven Zusammenarbeit in Europa beiträgt. Die deutsche Meinung zur polnischen Europapolitik hat sich hingegen deutlich verbessert. Derzeit äußern sich 40 Prozent der Befragten positiv über sie.
Die Studie zeigt auch, dass trotz des Regierungswechsels in Polen die Thematisierung von Reparationen für die polnischen Verluste im Zweiten Weltkrieg durch die Vorgängerregierung sich nachhaltig auf die Wahrnehmung Deutschlands und der deutsch-polnischen Beziehungen ausgewirkt hatte. Jeder fünfte befragte Pole assoziiert Deutschland in einem historischen Kontext.
Der Anteil der polnischen Befragten, die der Meinung sind, dass in den bilateralen Beziehungen Fragen der Vergangenheit Priorität haben sollten, ist deutlich gestiegen - von 24 Prozent im Jahr 2021 auf 36 Prozent im Jahr 2024.
Für die Erhebung befragte das Institut Ipsos jeweils 1000 Menschen in Deutschland und Polen. In Auftrag gegeben wurde sie vom Institut für Öffentliche Angelegenheiten in Warschau, dem Deutschen Polen-Institut in Darmstadt, der Konrad-Adenauer-Stiftung in Polen und der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit.
K. Berger--BTZ