Jahrestag des Hamas-Überfalls: Israel und Hisbollah setzen massive Angriffe fort
Am Jahrestag des Hamas-Großangriffs auf Israel hat die israelische Armee ihre massiven Angriffe auf Stellungen der Hisbollah-Miliz im Libanon fortgesetzt. Unter anderem wurde am Montag ein südlicher Vorort von Beirut attackiert, wie das Militär mitteilte. Libanesischen Angaben zufolge wurde dabei auch die Umgebung des internationalen Flughafens der Hauptstadt getroffen. Die Hisbollah griff ihrerseits nach eigenen Angaben israelische Stellungen im Südlibanon mit Raketen an.
Die israelischen Streitkräfte erklärten, sie habe einen "gezielten" Angriff gegen den südlichen Vorort Dahijeh geflogen, eine "wichtige Hisbollah-Hochburg". Bereits zuvor hatte das Militär mitgeteilt, es führe "bedeutende" Angriffe auf Hisbollah-Ziele im Südlibanon aus.
Libanesische Staatsmedien berichteten von "dutzenden" Angriffen auf Ortschaften im Süden. Innerhalb einer halben Stunde seien mehr als 30 Städte und Dörfer im Bezirk Tyros getroffen worden.
Der israelische Verteidigungsminister Joav Gallant kündigte an, der Kampf gegen die "Feinde" Israels werde fortgesetzt. "Wir haben die große Verpflichtung, jede notwendige Maßnahme zu ergreifen, um unsere Feinde zu besiegen und unser Heimatland zu verteidigen", erklärte er.
Die israelische Armee hatte bereits in der Nacht zum Montag laut eigenen Angaben "terroristische Ziele" der Hisbollah-Miliz und Einrichtungen zur Lagerung von Waffen in südlichen Vororten der libanesischen Hauptstadt angegriffen. Zudem hätten israelische Kampfflugzeuge Ziele getroffen, die zum Hauptquartier des Hisbollah-Geheimdienstes in Beirut gehörten, erklärte das Militär.
Die israelische Armee verstärkte zudem laut eigenen Angaben auch ihre Truppenstärke im Libanon. Für die Bodeneinsätze gegen Hisbollah-Ziele wurde eine weitere Division entsandt, teilte die Armee mit. Es ist die dritte Truppengruppierung in Divisionsstärke, die gegen die Hisbollah eingesetzt wird.
Die israelischen Streitkräfte gaben auch den Tod zwei weiterer ihrer Soldaten bei Kämpfen an der libanesischen Grenze bekannt.
Im Libanon wurden nach Angaben des dortigen Gesundheitsministeriums zehn Feuerwehrleute bei einem nächtlichen israelischen Angriff auf eine Feuerwache in Baraaschit im Süden des Landes getötet. Die Einsatzkräfte waren demnach zu dem Zeitpunkt gerade dabei, die Wache für einen Rettungseinsatz zu verlassen.
Damit wurden laut einer auf offiziellen libanesischen Zahlen basierenden Berechnung der Nachrichtenagentur AFP binnen eines Jahres mindestens 115 Mitglieder von Einsatz- und Rettungskräften im Libanon bei dem Konflikt zwischen der pro-iranischen Hisbollah und der israelischen Armee getötet.
Insgesamt wurden seit dem Beginn der Kämpfe zwischen der Hisbollah-Miliz und der israelischen Armee vor einem Jahr laut libanesischen Angaben 2000 Menschen getötet.
Der jordanische Außenminister Ajman Safadi sagte bei einem Besuch im Libanon, die "israelische Aggression, (...) die in Gaza begonnen hat und jetzt im Libanon weitergeht, treibt die gesamte Region in den Abgrund eines ausgewachsenen Krieges".
Auch die Hisbollah setzte ihre massiven Angriffe fort. Sie feuerte nach eigenen Angaben Raketen auf israelische Stellungen in Marun al-Ras im Südlibanon ab. Zudem seien israelische Truppen im nahegelegenen Dorf Blida mit einem "Sperrfeuer aus Raketen und Artilleriegranaten" bombardiert.
Zuvor hatte die Hisbollah erklärt, einen Militärstützpunkt nahe der nordisraelischen Stadt Haifa angegriffen zu haben und zudem zwei Drohnenangriffe auf einen weiteren Militärstützpunkt in dem Gebiet im Norden von Israel ausgeführt zu haben. Laut der israelischen Armee feuerte die Hisbollah am Montag bis zum Nachmittag etwa 135 Geschosse auf Israel ab.
Die Kämpfe gegen Israel würden unvermindert weitergeführt, kündigte die Miliz am Jahrestag des Hamas-Überfalls an. Die Hisbollah und der Libanon hätten einen "hohen Preis" dafür gezahlt, dass die Miliz ab dem 8. Oktober 2023 eine "Unterstützungsfront" im Kampf gegen Israel eröffnet habe. Dennoch werde die Hisbollah ihren "Widerstand gegen die israelische Aggression fortsetzen", hieß es in einer Erklärung.
Die Hisbollah hatte einen Tag nach dem Hama-Angriff vom 7. Oktober 2023 mit Luftangriffen eine zweite Front gegen Israel eröffnet. Israel verstärkte zuletzt seinerseits seine Angriffe gegen Hisbollah-Ziele, dabei wurden Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah und andere hochrangige Kommandeure der Miliz getötet. Vor rund einer Woche gab Israel zudem den Beginn von "begrenzten und gezielten" Bodeneinsätzen gegen die Hisbollah im Südlibanon bekannt.
Bei dem Großangriff vor einem Jahr waren hunderte Kämpfer der Hamas und verbündeter islamistischer Palästinensergruppen in den Südisrael eingedrungen. Sie töteten nach israelischen Angaben insgesamt 1205 Menschen, die meisten von ihnen Zivilisten.
Weitere 251 Menschen wurden damals als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. 97 Geiseln werden noch immer festgehalten, 34 von ihnen sind nach Einschätzung der israelischen Armee allerdings tot. Israel geht seit dem Hamas-Angriff massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde, die nicht unabhängig überprüft werden können, mehr als 41.900 Menschen getötet.
D. Fjodorow--BTZ