Israelischer Luftangriff auf Hisbollah-Kommandozentrale in Moschee im Südlibanon
Die Kämpfe zwischen Israel und der pro-iranischen Hisbollah im Libanon gehen unvermindert weiter: Die israelische Armee griff nach eigenen Angaben Hisbollah-Kämpfer in einer als Kommandozentrale genutzten Moschee im Südlibanon an. Die Hisbollah beschoss ihrerseits nach eigenen Angaben vom Samstag einen israelischen Luftwaffenstützpunkt nahe Haifa. Derweil bekundete Irans Außenminister Abbas Aragtschi bei einem Besuch in Damaskus die Unterstützung Teherans für eine Waffenruhe. Ein israelischer Armeevertreter kündigte unterdessen die "Vorbereitung" einer israelischen "Reaktion" auf den iranischen Raketenangriff auf Israel an.
Wie die israelische Armee mitteilte, beschoss ihre Luftwaffe in der Nacht zu Samstag mithilfe von Informationen des Militärgeheimdienstes ein Hisbollah-Kommandozentrum innerhalb einer Moschee, die an das Salah-Ghandur-Krankenhaus im Süden des Libanon grenzt. "Das Kommandozentrum wurde von den Terroristen der Hisbollah genutzt, um terroristische Angriffe gegen (die israelische Armee) zu planen und zu verüben", hieß es in der Mitteilung.
Die libanesische Nachrichtenagentur hatte am Freitagabend berichtet, dass die Umgebung des Salah-Ghandur-Krankenhauses in Bint Dschbeil Ziel von "israelischem Artilleriebeschuss" geworden sei. Mohammed Sleiman, der Direktor des Krankenhauses, das von einer mit der Hisbollah verbundenen Gesundheitsorganisation betrieben wird, sagte der Nachrichtenagentur AFP, dass sieben Mitglieder des medizinischen Personals durch Schüsse verletzt worden seien. Die Klinik wurde demnach evakuiert.
Es war das erste Mal seit Beginn des von dem Hamas-Großangriff auf Israel ausgelösten Gaza-Krieges, dass die israelische Armee eine Moschee im Libanon ins Visier nahm. Die vom Iran unterstützte Hisbollah-Miliz hatte unmittelbar nach dem Überfall der radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober vergangenen Jahres mit regelmäßigen Raketenangriffen aus dem Libanon eine zweite Front gegen Israel eröffnet.
Am Samstag beschoss die Schiitenmiliz nach eigenen Angaben den israelischen Armeestützpunkt Ramat David in der Nähe der nordisraelischen Küstenstadt Haifa mit Raketen vom Typ Fadi-1. Die Luftwaffenbasis ist rund 45 Kilometer von der libanesischen Grenze entfernt.
Auch im Norden des Libanon führte die israelische Armee am Samstag offenbar erstmals Angriffe aus. Nach Angaben der Hamas wurden bei einem israelischen Angriff im palästinensischen Flüchtlingslager Beddawi im Nordlibanon am Samstag ihr ranghoher Kommandeur Said Attallah Ali sowie dessen Frau und zwei Töchter getötet.
Bereits seit dem Hamas-Großangriff vor einem Jahr hatte Israel wiederholt Hamas-Funktionäre im Libanon ins Visier genommen. Die Hamas ist ebenso wie die libanesische Hisbollah-Miliz Teil der vom Iran angeführten "Achse des Widerstands" gegen Israel. In den vergangenen Tagen nahm der Hisbollah-Beschuss an der Grenze weiter zu, insbesondere nach der Tötung von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah in einem Vorort von Beirut.
Am Dienstagabend griff dann die Hisbollah-Schutzmacht Iran mit rund 200 Raketen Israel an; es war der zweite direkte iranische Angriff auf Israel binnen sechs Monaten. Ein Großteil der Raketen konnte nach israelischen Angaben abgefangen werden. Teheran zufolge war der Angriff eine Reaktion unter anderem auf die Tötung von Hisbollah-Chef Nasrallah. Israel drohte dem Iran nach dem Raketenangriff mit Vergeltung.
Wie ein israelischer Militärvertreter, der anonym bleiben wollte, am Samstag mitteilte, bereitet die israelische Armee derzeit ihre Reaktion auf den iranischen Raketenangriff "auf israelische Zivilisten und Israel" vom Dienstagabend vor. Genauere Angaben zur Art oder dem Zeitpunkt der geplanten Reaktion machte er nicht.
Die linksgerichtete israelische Zeitung "Haaretz" berichtete unter Berufung auf die Armee, die Reaktion werde "bedeutend" sein. Die Armee schließe nicht aus, "dass der Iran nach dem israelischen Angriff erneut Raketen auf israelisches Gebiet abschießt", hieß es weiter.
Indes bekräftigte der iranische Außenminister Abbas Aragtschi bei einem Besuch in Damaskus Teherans Unterstützung für Bemühungen um eine Waffenruhe im Libanon und im Gazastreifen. "Die wichtigste Frage heute ist die Waffenruhe, besonders im Libanon und im Gazastreifen", sagte Aragtschi am Samstag in der syrischen Hauptstadt.
Als den Zweck seiner Reise nach Damaskus, bei der er auch mit dem syrischen Machthaber Baschar al-Assad zusammentraf, nannte der iranische Außenminister "die Fortsetzung der Konsultationen über die Entwicklungen in der Region". Assad erklärte bei dem Besuch laut einer Erklärung seines Büros, der iranische Raketenangriff auf Israel sei "eine starke Antwort und eine Lektion für das zionistische Gebilde".
Unterdessen wies die UNO eine Aufforderung Israels zurück, Teile ihrer Unifil-Friedenstruppe im Libanon zu verlegen. Die Soldaten der UN-Beobachtermission würden "ihre Stellungen beibehalten", hieß es am Samstag in einer Erklärung von Unifil. Es gebe allerdings "fertige Notfallpläne", die aktiviert würden, wenn es "absolut notwendig" sei. Israel hatte die UN-Friedenstruppe den UN-Angaben zufolge am 30. September aufgrund ihrer geplanten Bodenoffensive zum "Rückzug der Blauhelme von einigen ihrer Positionen" aufgerufen.
L. Andersson--BTZ