UN: Guterres reist wegens Friedensprozesses nach Kolumbien
Wegen der Probleme bei der Umsetzung des Friedensprozesses in Kolumbien reist UN-Generalsekretär Antonio Guterres am Wochenende in das südamerikanische Land. Wie die UNO aktuell mitteilte, sind dort unter anderem Treffen mit dem kolumbianischen Präsidenten Juan Manuel Santos, Führern der zur politischen Partei umgewandelten Farc-Guerilla und Vertretern der katholischen Kirche vorgesehen. Die Friedensverhandlungen zwischen der kolumbianischen Regierung und der Guerillaorganisation ELN wurden unterbrochen.
Guterres Sprecher Stephane Dujarric sagte, der Besuch des UN-Generalsekretärs am Samstag und Sonntag diene der Unterstützung des Friedensprozesses. Guterres werde sich in Kolumbiens zentraler Region Meta an einen Ort begeben, wo Rebellen der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (Farc) ihre Waffen abgaben, um sich in die Gesellschaft einzugliedern. Sie folgten damit dem Friedensabkommen von 2016, das dem mehr als 50-jährigen Gewaltkonflikt in Kolumbien ein Ende setzte. Heute sind sie Mitglieder der Partei Farc (Alternative revolutionäre Kraft des Volkes).
Guterres trifft auch Vertreter der Regierung und der Armee. Ob auch eine Begegnung mit Vertretern der Guerillaorganisation Nationales Befreiungsheer (ELN) vorgesehen ist, ging aus der Ankündigung der UNO nicht hervor.
Ein Waffenstillstand zwischen ELN und kolumbianischer Regierung lief in der Nacht zum gestrigen Mittwoch aus. Die Guerillaorganisation sprach sich für dessen Verlängerung aus, doch Staatschef Santos setzte den Waffenstillstand aus. Er warf den ELN-Rebellen neue Angriffe "auf die Zivilbevölkerung, die Streitkräfte und die Infrastruktur" des Landes vor. Er habe daher die Regierungsdelegation aus Quito abgezogen. In der ecuadorianischen Hauptstadt sollten die Gespräche zwischen Regierung und ELN eigentlich am Mittwoch fortgesetzt werden.
Die Guerilla habe nach Auslaufen des dreimonatigen Waffenstillstands um Mitternacht ihre "terroristischen Attacken" wieder aufgenommen, sagte Santos. Einzelheiten zu den mutmaßlichen Angriffen nannte er nicht. Der staatliche Ölkonzern Ecopetrol sprach jedoch von einem "möglichen Anschlag" auf eine Ölquelle im östlichen Bezirk Casanare. Die Behörden meldeten außerdem einen Granatenangriff auf einen Militärposten an der Grenze zu Venezuela. Laut Medienberichten wurden dabei zwei Soldaten verletzt.
Sein Engagement für den Frieden sei ungebrochen, sagte Santos. Um dieses Ziel zu erreichen, seien aber "konkrete Taten und nicht nur Worte" nötig. Der kolumbianische Präsident will mit der ELN-Guerilla einen ähnlichen Pakt wie mit den Farc-Rebellen im November 2016 schließen. Für seinen Einsatz erhielt Santos damals den Friedensnobelpreis.
Die ELN mit ihren knapp 2000 Kämpfern ist die letzte aktive Guerillagruppe in Kolumbien. Der im Oktober in Kraft getretene Waffenstillstand war die erste Kampfpause, die die ELN seit dem Beginn ihres Aufstands 1964 akzeptierte. Beide Seiten warfen sich in den vergangenen Wochen allerdings Verstöße gegen die Vereinbarung vor.
Bei Kämpfen zwischen der Armee, linksgerichteten Guerillagruppen wie Farc und ELN sowie rechten Paramilitärs wurden in Kolumbien seit 1964 mehr als 260.000 Menschen getötet. Über sieben Millionen Menschen flohen vor der Gewalt, mehr als 60.000 weitere werden vermisst.
(L. Andersson--BTZ)