Deutschland: CSU in BR-Umfrage auf 20-Jahrestief in Bayern
Kurz vor dem Führungswechsel von Ministerpräsident Horst Seehofer zu seinem Nachfolger Markus Söder erreicht die CSU in der politischen Stimmung in Bayern einem Tiefstand. Nach dem am Mittwoch vom Bayerischen Rundfunk (BR) veröffentlichten Bayerntrend des Politikmagazins "Kontrovers" kämen die Christsozialen nur noch auf 40 Prozent Zustimmung. Das ist der schlechteste je für die CSU gemessene Wert in der seit 20 Jahren erhobenen jährlichen Umfrage.
Gegenüber dem Bayerntrend vom Januar vor einem Jahr liegt die CSU damit um fünf Prozentpunkte niedriger. Sie würde nach der aktuellen politischen Stimmung ihre absolute Mehrheit verlieren. In Bayern wird voraussichtlich am 14. Oktober ein neuer Landtag gewählt. Der Umfrage zufolge kämen aktuell fünf weitere Parteien in den Landtag. Die SPD könnte im Vorjahresvergleich zwei Prozentpunkte auf 16 Prozent zulegen, die Grünen könnten einen Punkt auf 14 Prozent gewinnen, und die Freien Wähler kämen unverändert auf sieben Prozent. Neu in den Landtag einziehen könnten laut der Umfrage die AfD mit gegenüber dem Vorjahr unverändert zehn Prozent und die FPD mit fünf Prozent (plus eins).
Mit zusammen 52 Prozent wären diese fünf Parteien deutlich stärker als die seit 2013 wieder allein regierende CSU. Das Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap befragte für die Umfrage vom 3. bis 8. Januar 1002 repräsentativ ausgewählte Wahlberechtigte in Bayern.
An der schlechten Stimmung für die CSU ändert der Umfrage zufolge auch ein Vertrauensvorschuss für den künftigen Ministerpräsidenten Söder nichts. Sechs von zehn Wahlberechtigten (59 Prozent) erwarten, dass Söder einen guten Ministerpräsidenten abgeben wird. Neben CSU-Wählern bewerten demnach auch die Anhänger von FDP, Freien Wählern und AfD Söder positiv.
Bei einer Direktwahl des Ministerpräsidenten könnte sich Söder demnach mit 55 Prozent zu 25 Prozent deutlich gegen seine SPD-Herausforderin Natascha Kohnen durchsetzen. Selbst bei den SPD-Anhängern präferiert ein gutes Drittel (36 Prozent) Söder, Kohnen will mit 43 Prozent nicht mal die Hälfte der SPD-Anhänger als Ministerpräsidentin. Sie genießt bei den Grünen-Wählern mit 55 Prozent zudem einen größeren Rückhalt als in den eigenen Reihen.
Der scheidende Ministerpräsident Seehofer wird in Bayern inzwischen deutlich skeptischer beurteilt als in der Vergangenheit. Nur 54 Prozent der Bayern sehen den CSU-Chef noch als guten Ministerpräsidenten, vor einem Jahr waren es 68 Prozent. In einer mit Schulnoten erhobenen Liste der gut 20 wichtigsten Politiker in Bayern rutschte Seehofer binnen einem Jahr von einem Platz unter den ersten vier Rängen auf den vorletzten Platz.
(T. Jones--BTZ)