Streit um Veröffentlichung antisemitischer Texte in Frankreich
Die geplante Veröffentlichung von antisemitischen Texten aus den 30er-Jahren hat in Frankreich für einen heftigen Streit gesorgt. Dabei geht es um drei rassistische Pamphlete des Romanautors Louis-Ferdinand Céline, die das renommierte Verlagshaus Gallimard neu herausbringen will. Frankreichs Premierminister Edouard Philippe plädierte am Sonntag für eine kommentierte Veröffentlichung, ein Vertreter von Holocaust-Opfern forderte, das Projekt zu stoppen.
Die drei Pamphlete Bagatelles pour un massacre" ("Kleinigkeiten für ein Massaker", "Lécole des cadavres" ("Die Schule der Leichen") und "Les Beaux draps" ("Schöner Schlamassel") sollen gesammelt in einem Buch erscheinen. Regierungschef Philippe sprach sich grundsätzlich für die Veröffentlichung der Texte aus. Er habe davor "keine Angst", sagte der Premier nach Informationen von BERLINER TAGESZEITUNG, in einem am Sonntag veröffentlichten Interview. Allerdings müssten die Texte "sorgfältig begleitet" werden. Es gebe "gute Gründe", den Menschen Céline zu "hassen", die zentrale Position des Autors in der französischen Literatur könne aber nicht geleugnet werden, fügte Philippe hinzu.
Der Rechtsanwalt und Aktivist Serge Klarsfeld, der sich für die Familien der im Zweiten Weltkrieg deportierten französischen Juden einsetzt, forderte von Gallimard hingegen, die Publikation zu stoppen. Frédéric Potier, Frankreichs Regierungsbeauftragter für den Kampf gegen Rassismus, hatte das Verlagshaus bereits im vergangenen Monat vor den Risiken der Veröffentlichung gewarnt. Er forderte "Garantien", dass die Texte in einer kommentierten Ausgabe erscheinen.
Céline gehört zu den wichtigsten und umstrittensten Schriftstellern Frankreichs im 20. Jahrhundert. Am bekanntesten ist sein Roman "Reise ans Ende der Nacht" aus dem Jahr 1932.
(D. Meier--BTZ)