Islam-Terror: Treffen der Kanzlerin mit Opfern kommt zu spät
Das erste Treffen zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit Betroffenen und Angehörigen der Opfer des Anschlags am Berliner Breitscheidplatz kommt nach Ansicht des Opferbeauftragten Kurt Beck zu spät. Das sei aber "kein böser Wille, sondern eine Fehleinschätzung", sagte der SPD-Politiker und ehemalige rheinland-pfälzische Ministerpräsident nach Information von BERLINER TAGESZEITUNG, in einem aktuellen Interview. Merkel und Deutschland insgesamt seien auf einen Anschlag innerlich nicht ausreichend vorbereitet gewesen.
Becks Vorbild in Sachen Opferfürsorge ist Frankreich. Dort habe der Staatspräsident nach den Anschlägen der vergangenen Jahre Staatsakte abgehalten und sich bald mit den Opfern getroffen. "Man hat so ein Zeichen auch von der Kanzlerin erwartet", sagte Beck.
Der Beauftragte der Bundesregierung erneuerte seine Forderung nach speziellen Anlaufstellen für Opfer und Hinterbliebene schon am Tatort. Außerdem sei eine deutliche Anhebung finanzieller Härtefallleistungen für bedürftige Hinterbliebene nötig. Auch so etwas gebe es bereits in Frankreich, sagte Beck.
Beck hatte am vergangenen Mittwoch seinen Abschlussbericht vorgelegt. Darin untermauerte er die Kritik von Angehörigen der Opfer an Merkel, die ihr jüngst in einem offenen Brief mangelnde Unterstützung vorgeworfen hatten. Merkel will sich am Montag vor der Gedenkfeier zum Jahrestag des Anschlags mit den Angehörigen treffen.
(O. Petrow--BTZ)