
Bangladesch: Papst Franziskus fordert Maßnahmen in Rohingya-Krise

Zum Auftakt seines Besuchs in Bangladesch hat Papst Franziskus die Weltgemeinschaft zu "entschiedenen Maßnahmen" in der Rohingya-Flüchtlingskrise aufgefordert. Um "diese schwere Krise" anzugehen, seien "entschiedene Maßnahmen zwingend" erforderlich, sagte Franziskus am Donnerstag nach seiner Ankunft in Bangladeschs Hauptstadt Dhaka. Das Wort "Rohingya" vermied er erneut und sprach stattdessen von "Flüchtlingen, die in Massen aus dem Bundesstaat Rakhine gekommen" seien.
Franziskus drang vor allem auf "unverzügliche materielle Hilfe" für Bangladesch im Bemühen, angemessen auf die bedürftigen Flüchtlinge aus Rakhine in Myanmar reagieren zu können. Auch müssten die "politischen Fragen" geklärt werden, die zur "Massenvertreibung" der Menschen geführt habe. Während seines viertägigen Besuchs in Myanmar hatte der Papst zur "Achtung jeder Volksgruppe" aufgerufen, die Rohingya aber nicht explizit genannt. Dies war ihm von Kritikern angekreidet worden.
Seinen Besuch in Myanmar hatte Franziskus am Donnerstag mit einer Messe im Zentrum von Rangun abgeschlossen. Der Gottesdienst wurde auf einer Großleinwand auf dem Sportplatz der Kathedrale der Stadt übertragen, wo sich zahlreiche Gläubige versammelten. In seiner Predigt ermutigte der Papst junge Menschen, für Menschenrechte und Gerechtigkeit einzutreten.
Der seit Jahren andauernde Konflikt um die muslimische Minderheit der Rohingya, die im buddhistischen Myanmar systematisch unterdrückt wird, war Ende August eskaliert. Seither wurden durch das Militär hunderte Rohingya getötet, rund 620.000 Rohingya flüchteten ins verarmte Nachbarland Bangladesch. Franziskus will am Freitag in Dhaka eine Gruppe von Flüchtlingen der Rohingya treffen, die der Papst zuvor als seine "Brüder und Schwestern" bezeichnet hatte. Ein Besuch der Flüchtlingslager ist indes nicht geplant.
Die bangladeschische Tageszeitung "Daily Star" hatte vor dem Papstbesuch am Donnerstag in einem Leitartikel geschrieben, es sei zu hoffen, dass Franziskus deutliche Worte zu dem Flüchtlingsdrama finden werde. "Angesichts des Vermächtnisses von Papst Franziskus, sich für die Unterdrückten einzusetzen, sind wir weiter hoffnungsvoll, dass er sich bei diesem sehr wichtigen Besuch gegen die anhaltende Verfolgung der Rohingya aussprechen wird", hieß es.
Franziskus ist der erste Papst seit 31 Jahren, der das überwiegend muslimische Bangladesch besucht. Zuletzt besuchte Johannes Paul II. 1986 das Land. Die Katholiken machen weniger als 0,5 Prozent der 160 Millionen Einwohner Bangladeschs aus. Am Freitag will Franziskus eine Messe in Dhaka leiten, es wird mit etwa 100.000 Teilnehmern gerechnet. Die Katholiken in Bangladesch lebten über Jahrhunderte relativ harmonisch mit ihren muslimischen Nachbarn zusammen. In den vergangenen Jahren gab es jedoch eine Zunahme islamistischer Anschläge gegen religiöse Minderheiten, Ausländer und Säkulare.
Erst vor wenigen Tagen war in Bangladesch ein katholischer Priester verschwunden, der Vorbereitungen für die Reise von rund 300 Katholiken zur Papst-Messe in Dhaka getroffen hatte. Der 40-Jährige verschwand im selben Dorf, in dem im vergangenen Jahr ein Katholik von mutmaßlichen Islamisten erschlagen worden war.
(Y. Rousseau--BTZ)