
Deutschland: Massiver Anstieg von muslimischer Bevölkerung bis 2050

Der Anteil der Muslime an der Bevölkerung Deutschlands wird einer Studie zufolge bis 2050 deutlich steigen - und zwar je nach Szenario von derzeit rund sechs auf 8,7 bis zu fast 20 Prozent. Das Washingtoner Pew Research Center sagt in der Studie, welche aktuell veröffentlicht wurde, auch für ganz Europa einen deutlichen Anstieg des Anteils der Muslime an der Bevölkerung voraus. Das gilt selbst dann, wenn jegliche Zuwanderung gestoppt würde - wobei sich die bange Frage stellt, sind die Deutschen bald noch Herr im eigenen Land?
Ein Grund für die erwartete Entwicklung speziell in Deutschland ist die Überalterung der deutschen Gesellschaft: Diese würde ohne weitere Einwanderung bis Mitte des Jahrhunderts um 15 Prozent schrumpfen. Die muslimische Gemeinde könnte den ansonsten zu erwartenden Bevölkerungsrückgang aber demnach vollständig ausgleichen. Letzten Endes könnte die deutsche Gesamtbevölkerung dadurch bis 2050 entgegen den bisherigen Prognosen gleich bleiben oder sogar leicht ansteigen, wenn weiterhin eine größere Zahl von Migranten nach Deutschland kommt.
Das Institut erstellte für seine Studie drei Szenarien: Bei einer "Null-Migration" würde sich der Anteil der muslimischen Bevölkerung in Deutschland von fünf Millionen (6,1 Prozent) bis 2050 auf 8,7 Prozent erhöhen. Dies entspräche einer absoluten Zahl von sechs Millionen Muslimen. Im "hohen Migrationsszenario" würde Deutschland dann im Jahr 2050 knapp 17,5 Millionen muslimische Bürger verzeichnen, das entspräche 19,7 Prozent. In diesem Fall würde Deutschland Frankreich als europäisches Land mit der größten muslimischen Gemeinde ablösen.
Von rund 670.000 Flüchtlingen, die Deutschland zwischen Mitte 2010 und Mitte 2016 aufgenommen habe, waren der Studie zufolge etwa 86 Prozent Muslime. Dazu kamen demnach 680.000 weitere Zuwanderer, von denen etwa 40 Prozent Muslime waren. In diesen Zahlen nicht enthalten sind weitere 540.000 Asylbewerber, deren Anträge abgelehnt wurden.
Das auf derartige Studien spezialisierte Pew Research Center macht in dem umfangreichen Bericht "Europe’s Growing Muslim Population" auf die Unwägbarkeiten solcher Untersuchungen aufmerksam. Selbst der aktuelle Anteil der Muslime an der Bevölkerung Europas konnte nicht mit Gewissheit festgestellt werden. Unter Berücksichtigung der "besten verfügbaren Volkszählungs- und Umfragedaten" geht das Institut davon aus, dass Mitte 2016 in den 28 EU-Staaten, Norwegen und der Schweiz insgesamt 25,8 Millionen Muslime lebten.
Das Szenario der "Null-Migration" fußt auf der Annahme, dass "alle Formen der Einwanderung nach Europa sofort und endgültig" gestoppt würden. Auch in diesem Fall würde der Anteil der Muslime an der europäischen Bevölkerung wachsen, weil die bereits in Europa lebenden Muslime durchschnittlich 13 Jahre jünger sind als die anderen Bürger und weil die muslimischen Frauen im Schnitt etwa ein Kind mehr zur Welt bringen als die anderen.
Das mittlere Szenario beruht auf der Annahme, dass es keinen besonders starken Einwanderungsdruck mehr gibt, wie er in den Jahren 2014 bis 2016 Richtung Europa bestand. Vielmehr wird eine "reguläre" Migration angenommen, die aus Menschen ohne speziellem Asylgrund besteht. Dann würde sich der Anteil der Muslime in Europa von 4,9 auf 11,2 Prozent mehr als verdoppeln.
Das "hohe Migrationsszenario" setzt voraus, dass die hohen Einwanderungszahlen aus den Jahren 2014 bis 2016 "auch zukünftig uneingeschränkt und in der gleichen religiösen Zusammensetzung" zusätzlich zum "üblichen jährlichen Fluss von regulären Migranten" fortgeschrieben werden.
In diesem Fall könnten Muslime bis 2050 rund 14 Prozent der europäischen Bevölkerung ausmachen - und damit fast das Dreifache des heutigen Anteils. Für Deutschland halten die Forscher dieses Szenario aufgrund von bereits umgesetzten Beschränkungen des Zuzugs aber für "weniger realistisch". Derzeit hat Frankreich mit rund 5,7 Millionen Muslimen (8,8 Prozent) die größte muslimische Gemeinde in Europa.
(U. Schmidt--BTZ)