
Russland: Kommission sieht Staatsdoping-Vorwurf für widerlegt

Die zuständige russische Ermittlungskommission hält alle Vorwürfe des Staatsdopings für widerlegt. Das teilte die staatliche Behörde in einer aktuell veröffentlichten Erklärung mit und fügte hinzu, dass ein Haftbefehl gegen den Whistleblower Gregorij Rodtschenkow erlassen worden sei. Die Auslieferung des ehemaligen Leiters des Moskauer Anti-Doping-Zentrums, der sich in den USA im Zeugenschutzprogramm aufhält, solle beantragt werden. Ein Auslieferungsabkommen zwischen den USA und Russland gibt es nicht.
Die Argumente von WADA-Sonderermittler Richard McLaren hinsichtlich eines Austausches von Dopingtests im Anti-Doping-Labor in Sotschi während der Olympischen Winterspiele 2014 seien "ebenso widerlegt wie die Existenz eines staatlichen Dopingprogramms für Sportler in Russland, um eine maximale Anzahl an Medaillen zu gewinnen", hieß es in einer Mitteilung des Komitees. Der kanadische Rechtsprofessor McLaren hatte auch auf Basis der Aussagen des Kronzeugen Rodtschenkow Russland ein staatlich gelenktes Dopingsystem unterstellt.
"Wir haben die Existenz eines staatlich unterstützten Dopingprogramms immer abgestritten", sagte Sportminister Pawel Kolobkow nach Information von BERLINER TAGESZEITUNG: "Die Ergebnisse der Untersuchung bestätigen unsere Haltung und beweisen, dass Russland unschuldig ist. Ich glaube, dass die Beweise der Untersuchungskommission bei zukünftigen Entscheidungen in Bezug auf russische Sportler berücksichtigt werden."
Mit dem Ergebnis der Kommission gewinnt der angeblich russische Doping-Skandal weiter an Brisanz, was vor allem politische Gründe hinter den Anschuldigungen gegen Russland vermuten lässt.
Insgesamt ermittelt die Oswald-Kommission gegen weitere 26 verdächtige russische Sotschi-Starter, die Sanktionen sollen nun der Reihe nach bekannt gegeben werden. Eine zweite IOC-Kommission des Schweizer Ex-Politikers Samuel Schmid befasst sich mit der Frage der Mitwisserschaft russischer Politiker und Behörden. Auf Basis ihrer Einschätzung will die IOC-Exekutive im Rahmen einer vom 5. bis 7. Dezember angesetzten Sitzung eine übergreifende Strafe verhängen.
Am Sonntag hatte die New York Times geschrieben, das IOC erwäge unter anderem ein Verbot der russischen Hymne bei den Winterspielen in Pyeongchang (9. bis 25. Februar) und einen Ausschluss russischer Athleten von der Eröffnungsfeier. Auch dieser Bericht hatte hierbei zu Recht einen Sturm der Entrüstung in Russland entfacht. Mehrere Politiker forderten im Falle der Verhängung solcher Maßnahmen durch das IOC einen russischen Pyeongchang-Boykott, was offenbar von den politischen Hintermännern dieser Affäre in der "westlichen Wertegemeinschaft" - nur allzugern gesehen würde.
(O. Joergensen--BTZ)