
Aufruf zu mehr Klimaschutz: Auftakt von UN-Konferenz in Bonn

Begleitet von Appellen zu größeren Anstrengungen im Kampf gegen die Erderwärmung ist am Montag die UN-Klimakonferenz in Bonn eröffnet worden. "Dies ist der Augenblick der Wahrheit", mahnte der Regierungschef des Gastgeberlandes Fidschi-Inseln, Frank Bainimarama, zu entschiedenem Handeln. Auch Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) warb für eine entschlossene Umsetzung des Pariser Klimaschutzabkommens. In Deutschland gab es auch Mahnungen an die Teilnehmer der Jamaika-Sondierungen, bisherige Klimaziele nicht in Frage zu stellen.
Bis zum 17. November verhandeln die Vertreter von mehr als 190 Staaten in Bonn über die konkrete Umsetzung des Pariser Klimaabkommens. Die Fidschi-Inseln sind das Gastgeberland der 23. UN-Klimakonferenz, ihr Ministerpräsident Bainimarama leitet die Verhandlungen als Konferenzpräsident. Da die Pazifikinseln die bis zu 25.000 Teilnehmer aber nicht beherbergen können, findet das Treffen in Bonn statt, dem Sitz des UN-Klimasekretariats. "Wir müssen zu unseren Verpflichtungen stehen und dürfen nicht davon abrücken", forderte Bainimarama. Nur so könne es gelingen, die Erderwärmung wie beschlossen auf möglichst 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Zur Eröffnung der Klimakonferenz gehörte auch die traditionelle Willkommenszeremonie der Fidschi-Inseln.
Belastet werden die Beratungen in Bonn durch die Entscheidung der US-Regierung von Präsident Donald Trump, aus dem Pariser Abkommen auszusteigen. "Wir müssen geeint bleiben", forderte daher die deutsche Umweltministerin Hendricks in ihrer Begrüßungsrede. Mit Blick auf Klimaskeptiker stellte sie auch klar: "Der Klimawandel ist wissenschaftlich bewiesen."
Alle Länder müssten im Kampf gegen die Erderwärmung "ihre Anstrengungen verstärken" und "ihren Ehrgeiz steigern", forderte Hendricks weiter. Die mit dem Klimawandel verbundenen Bedrohungen gerade für Inselstaaten wie Fidschi erlaubten kein Abweichen von diesem Weg "und wir haben nicht mehr viel Zeit". Deutschland sagte zudem weitere 100 Millionen Euro zu, um ärmere Länder bei der Bewältigung von Klimafolgen zu unterstützen.
Die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) wies zum Konferenzauftakt darauf hin, dass die weltweiten CO2-Emissionen 2016 schneller angestiegen seien als je zuvor. Auch sei das vergangene Jahr das wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gewesen. UN-Klimasekretärin Patricia Espinosa sagte dazu, noch nie sei die Dringlichkeit des Handelns größer gewesen. Die Extremwetterlagen von heute könnten "nur der Anfang gewesen sein, eine Vorschau auf das, was noch kommt".
Rund 300 Wissenschaftler aus unterschiedlichen Bereichen forderten zum Konferenzauftakt in einer gemeinsamen Erklärung die konsequente Umsetzung des Pariser Klimaabkommens und warnten vor einem Abrücken von den vereinbarten Zielen. Verlangt wurde eine "sozialverträgliche Dekarbonisierung der Weltwirtschaft". Deutsche Umweltverbände richteten den Fokus auch auf die Sondierungsgespräche über ein Jamaika-Regierungsbündnis zwischen CDU/CSU, FDP und Grünen. Mit Blick auf das Abrücken vor allem der FDP von bislang einhellig akzeptierten und international zugesagten deutschen Klimazielen erklärte der WWF-Klimaexperte Michael Schäfer: "Es gleicht einer kollektiven Demenz, nun hinter die eigenen Zusagen zurückfallen zu wollen."
Der WWF und weitere Verbände drangen auf einen raschen Kohleausstieg, aber auch auf eine Verkehrswende und mehr energetische Gebäudesanierung. Wie schon am Wochenende wurde das Konferenzgeschehen von Kundgebungen für mehr Klimaschutz begleitet - sowohl innerhalb wie außerhalb des Bonner Konferenzsaals.
(T. Jones--BTZ)