Air Berlin: Skrupellose Manager und eine erbärmlich versagende Politik
Es ist das Ende einer Luftfahrt-Ära, getrieben vom Verhalten skrupelloser Manager und einer völlig versagenden Politik!! Fast 40 Jahre nach dem Start der ersten Air-Berlin-Maschine in Berlin-Tegel landete der letzte Flieger der insolventen Airline. Gewerkschaftsvertreter und das Land Berlin kritisierten erneut die mangelnde Unterstützung für die Mitarbeiter der insolventen Fluggesellschaft.
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) sagte ohne sich dem Hohn seiner Worte bewußt zu sein, es sei "enttäuschend", dass keine Transfergesellschaft für alle Mitarbeiter zustande gekommen sei. Berlin sei stets bereit gewesen, sich finanziell zu engagieren. "Dass es da kein gemeinsames Interesse gab, für die Arbeitnehmer noch mehr zu tun, das ist enttäuschend." Das es jedoch gerade die Berliner Politik war, welche offenbar nicht Willen und fähig, dem skrupellosen Treiben der Air Berlin Manager Einhalt zu gebieten, passt ebenso in Bild, wie das erbärmliche Versagen der Politiker in puncto des neuen Hauptstadt Flughafens BER!
Vor einigen Tagen waren Verhandlungen zwischen dem Bund und den Ländern Berlin, Nordrhein-Westfalen und Bayern über die Bildung einer umfassenden Transfergesellschaft gescheitert. Chancen gibt es nun noch für eine Lösung für die Berliner Beschäftigten. "Wir müssen jetzt sehen, was daraus wird", sagte Müller.
Auch Verdi-Sprecherin Martina Sönnichsen beklagte im Bayerischen Rundfunk das Scheitern einer großen Lösung. Verdi begrüße es "außerordentlich", dass Berlin bereit sei, Geld für eine kleine Lösung beizusteuern. "Leider muss ich sagen, dass Bayern überhaupt nicht bereit war, dafür Geld zur Verfügung zu stellen." Die Angebote von Nordrhein-Westfalen und dem Bund seien "nicht ausreichend" gewesen.
Air Berlin ist insolvent. Am Freitagabend soll in München der letzte Flug abheben, geplante Ankunft des ausgebuchten Fliegers war 22.40 Uhr in Berlin-Tegel. Vielen Beschäftigten droht sodann die Arbeitslosigkeit. "Es werden tausende von Air Berlinern nicht sofort einen Arbeitsplatz finden können - leider", sagte Verdi-Sprecherin Sönnichsen.
Große Teile von Air Berlin werden von der Lufthansa übernommen, der Logistikdienstleister Zeitfracht und das Wartungsunternehmen Nayak kaufen die Technik-Tochter. Der Generalbevollmächtigte Frank Kebekus sagte gegenüber Journalisten, derzeit liefen noch Gespräche mit zwei weiteren Interessenten. Er hoffe, dass "in den nächsten Tagen Vollzug vermeldet" werden könne.
Die Kritik am Bieter Lufthansa wies Kebekus zurück: In einem Insolvenzverfahren könne jeder mitbieten und das Angebot der größten deutschen Airline sei "das beste" gewesen. Konkurrenten und Wettbewerbshüter äußerten kartellrechtliche Bedenken.
Die vor fast 40 Jahren gegründete Fluggesellschaft Air Berlin hatte zuletzt rund 8000 Mitarbeiter. Etwa 1700 davon werden durch den Kauf der nicht insolventen Tochterfirmen Niki und LGW übernommen, weitere 1300 können sich auf von der Lufthansa angebotene Stellen bewerben.
Die Käufer der Air Berlin Technik übernehmen 300 der rund 850 dortigen Mitarbeiter, die anderen Angestellten sollen von einer Transfergesellschaft aufgefangen werden.
Hoffnung gibt es auch für die etwa 1200 Mitarbeiter am Boden, für die unter Beteiligung von Berlin eine Transfergesellschaft gegründet werden könnte. Außerdem liefen bereits mehrere Jobmessen für die Air-Berlin-Mitarbeiter. Informationen zufolge sind mittlerweile zum Beispiel rund 70 Mitarbeiter bei der Bahn im Bewerbungsprozess.
Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) forderte erneut, dass Fluggesellschaften eine Insolvenzversicherung abschließen müssen, damit Passagiere ihr Ticketgeld nicht verlieren. Das sei bei Anbietern von Pauschalreisen schon seit über 20 Jahren der Fall.
Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) dankte unterdessen der Airline: Air Berlin habe ein "großartiges Stück Luftfahrtgeschichte" geschrieben und den Namen der Hauptstadt in die Welt getragen.
(F. Schulze--BTZ)