#BTW17 - Ist die Wahl zum 19. Deutschen Bundestag sicher?
Durch massive Sicherheitslücken in einem Computerprogramm könnte es bei der anstehenden Bundestagswahl am 24. September 2017 zu gravierenden Manipulationen kommen! Die Software zur Erfassung und Auswertung der Ergebnisse könne leicht angegriffen werden, teilte der Chaos Computer Club aktuell mit. Nach Angaben des Bundeswahlleiters und des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnologie (BSI) sollen die Mängel aber bis zum 24. September behoben werden.
Das Ergebnis einer Sicherheitsanalyse sei "ein Totalschaden für das Software-Produkt", erklärte der CCC. Die festgestellten Mängel an dem Programm PC-Wahl erlaubten die Manipulation von Wahlergebnissen auch über die Grenzen von Wahlkreisen und Bundesländern hinweg. "Elementare Grundsätze der IT-Sicherheit werden in dieser Software nicht beachtet", sagte Linus Neumann vom CCC. "Die Menge an Angriffsmöglichkeiten und die Schwere der Schwachstellen übertraf unsere schlimmsten Befürchtungen."
Die Software kann den Angaben zufolge bereits zur Erfassung der Auszählungsergebnisse in Wahllokalen und zu deren Übertragung an die jeweiligen Gemeinden verwendet werden. Auf Ebene der Kreiswahlleiter wird dieselbe Software verwendet, um die Ergebnisse zusammenzurechnen und dann wiederum an den Landeswahlleiter zu übermitteln. Auch dort kommt in einigen Bundesländern erneut PC-Wahl zum Einsatz.
Nach Angaben eines Sprechers des Bundeswahlleiters soll das Programm ein Update bekommen. Zudem sollten zusätzliche organisatorische Maßnahmen ergriffen werden, um Missbrauch zu verhindern, sagte der Sprecher auf Nachfrage von BERLINER TAGESZEITUNG. Bundeswahlleiter Dieter Sarreither hat die Landeswahlleiter nach eigenen Angaben aufgefordert, umgehend Maßnahmen zur Behebung der Probleme zu ergreifen. Außerdem solle durch "verpflichtende telefonische Rückversicherungen" geklärt werden, ob die elektronisch versendeten Ergebnisse stimmen.
Die Grünen reagierten empört auf die Sicherheitslücke. "Es ist bezeichnend, dass erst engagierte IT-Experten die staatlichen Stellen auf die Lücken aufmerksam machen mussten", sagte Fraktionsvize Konstantin von Notz in einem Interview. Auch Linken-Fraktionsvize Jan Korte erklärte, die Enthüllungen des Chaos Computer Club offenbarten das "Totalversagen" von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) in Sachen Wahlsicherheit. (Y.Novoseltsev --BTZ)