USA: Trump greift nach Skandal bei CNN massiv die Medien an
US-Präsident Donald Trump hat die Kündigung von drei CNN-Journalisten für eine neue Attacke gegen Medien genutzt, die distanziert und investigativ über seine Regierung berichten. Der Sender sei dabei "erwischt" worden, dass er eine "erfundene" Geschichte über angebliche Russland-Verbindungen des Trump-Teams verbreitet habe, schrieb der Präsident am Dienstag im Kurzbotschaftendienst Twitter.
Was aber sei mit all den anderen Medien, die ebenfalls "Fake News" - also Falschnachrichten - über seine Regierung verbreiteten, fragte Trump. Er nannte die Fernsehsender ABC, CBS und NBC sowie die Zeitungen "New York Times" und "Washington Post".
Die drei CNN-Reporter hatten am Montag wegen eines unzulänglich recherchierten Artikels über angebliche Verbindungen des Trump-Teams zu einem russischen Investmentfonds gekündigt. Der Artikel war am Donnerstag auf der Website des Senders erschienen, wurde aber am Tag darauf zurückgezogen. In den Fernsehprogrammen des Senders wurde der Bericht nie aufgegriffen.
Laut dem CNN-Medienkorrespondenten Brian Stelter wurde in einer internen Sitzung des Senders kritisiert, dass die Story nicht "solide genug" recherchiert gewesen sei. Dass der Artikel zurückgezogen worden, sei, bedeute aber nicht notwendigerweise, dass er inhaltlich falsch sei, hieß es.
In dem Bericht hatte es unter Berufung auf eine anonyme Quelle geheißen, dass der Geheimdienstausschuss des Senats mögliche Verbindungen zwischen dem Trump-Team und einem russischen Investmentfonds untersuche, der von der Staatsbank VEB kontrolliert werde. Die VEB ist wegen der russischen Annexion der Krim-Halbinsel von den USA wie von der EU mit Sanktionen belegt.
Bei diesen Untersuchungen richte sich der Fokus auf ein angebliches Treffen zwischen dem Wall-Street-Investor Anthony Scaramucci und dem Generaldirektor des Fonds am 16. Januar, also wenige Tage vor Trumps Amtsantritt, hieß es in dem später zurückgezogenen Artikel. Scaramucci gehörte Trumps Übergangsteam an, das die Übernahme der Regierungsgeschäfte vorbereitete.
CNN entschuldigte sich bei Scaramucci für den Artikel. Dieser akzeptierte die Entschuldigung via Twitter: "Es ist o.k. Ich habe nichts Falsches getan", schrieb er. Trump wiederum warf dem Sender vor, noch viele andere falsche Geschichten zu verbreiten. Der Sender stehe nun vor größeren Umbesetzungen seines Managements, behauptete er.
Der US-Präsident steht seinerseits wegen der Affäre um mögliche illegale Moskau-Kontakte seines Teams unter massivem Druck. Die Affäre wird von einem Sonderermittler untersucht.
Trump bezeichnet die Affäre als "Hexenjagd" und Erfindung der Medien sowie der oppositionellen Demokraten. Den Sender CNN greift er bevorzugt an. Der CNN-Korrespondent im Weißen Haus, Jim Acosta, berichtete, dass ihm zuletzt mehrfach verwehrt worden sei, bei den Pressebriefings eine Frage zu stellen.
Bei den drei CNN-Journalisten, die wegen des Artikels über Scaramucci kündigten, handelt es sich um den Autor Thomas Frank, den Redakteur Eric Lichtblau sowie Lex Haris, der die Recherche-Einheit des Senders leite. Alle drei sind überaus erfahrene Journalisten. Lichtblau, der im Jahr 2006 den renommierten Pulitzer-Preis gewann, war erst vor Kurzem von der "New York Times" zu CNN gewechselt.
(B. Semjonow--BTZ)