Katar: Golfstaaten brechen vorerst diplomatische Beziehungen ab
Wegen einer angeblichen Terrorunterstützung haben mehrere Golfstaaten die diplomatischen Beziehungen zum Nachbarland Katar abgebrochen. Saudi-Arabien, Bahrain, die Vereinigten Arabischen Emirate sowie Ägypten warfen Katar nach Informationen von BERLINER TAGESZEITUNG vor, abgeblich Terroristen zu unterstützen oder zu beherbergen. Katar bezeichnete die Schritte von seiner Seite als "ungerechtfertigt". Es handelt sich um die schwerste diplomatische Krise in der Region seit Jahren.
Saudi-Arabien habe sämtliche diplomatischen Beziehungen zu Katar abgebrochen, um seine "nationale Sicherheit vor den Gefahren von Terrorismus und Extremismus zu schützen", zitierte die Nachrichtenagentur SPA einen Regierungsvertreter. Grund seien "grobe Verfehlungen der Behörden in Katar in den vergangenen Jahren". So gewähre das Land terroristischen Gruppen wie der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS), Al-Kaida und der Muslimbruderschaft Unterschlupf.
Die Nachrichtenagentur von Bahrain meldete, Manama breche die Beziehungen zu Doha wegen Katars anhaltender Bemühungen ab, "die Sicherheit und Stabilität Bahrains zu erschüttern und sich in innere Angelegenheiten einzumischen". Das ägyptische Außenministerium warf Doha ebenfalls Unterstützung des Terrorismus vor und verkündete, alle Häfen und Flughäfen würden für katarische Schiffe und Flugzeuge gesperrt.
Die emiratische Fluggesellschaft Etihad kündigte die Einstellung sämtlicher Flugverbindungen von und nach Doha ab Dienstag an. Saudi-Arabien wies seine Bürger an, Katar binnen 14 Tagen zu verlassen. Kataris dürfen zudem nicht mehr nach Saudi-Arabien einreisen. Katar wurde zudem aus der von Saudi-Arabien angeführten Militärallianz ausgeschlossen, die seit zwei Jahren im Jemen gegen schiitische Rebellen kämpft.
Katar verurteilte den Abbruch der diplomatischen Beziehungen als "ungerechtfertigt". Der Schritt basiere auf "falschen und gegenstandslosen Behauptungen", erklärte das Außenministerium in Doha. Ziel sei es offenbar, Katar politisch zu "bevormunden".
In den vergangenen Wochen war der Führung in Doha unter anderem in mehreren US-Medien die Finanzierung von terroristischen Gruppen vorgeworfen geworden. Im vergangenen Monat hatte es zudem Aufregung über Meldungen der amtlichen katarischen Nachrichtenagentur gegeben, die Emir Scheich Tamim bin Hamad Al-Thani mit brisanten Äußerungen zitiert hatte. Die Regierung in Doha bezeichnete die angeblichen Äußerungen als gefälscht und sprach von einem Hackerangriff auf die Nachrichtenagentur.
US-Außenminister Rex Tillerson rief die Golfstaaten aktuell auf, ihren Streit beizulegen. Er ermuntere die Beteiligten, sich an einen Tisch zu setzen "und die Differenzen anzusprechen", sagte Tillerson in Sydney. Es sei wichtig, dass der Golf-Kooperationsrat "geeint bleibt". Der Organisation gehören neben Katar, Saudi-Arabien, Bahrain und den Vereinigten Arabischen Emiraten auch der Oman und Kuwait an.
(M. Taylor--BTZ)