Manchester: Nach Anschlag Sicherheitsfragen Wahlkampfthema
Nach dem Selbstmordanschlag in Manchester eines Sohnen libyischer Flüchtlinge, mit 22 Toten und mehr als 75 Verletzten, werden Sicherheitsfragen zu einem zentralen Thema im britischen Parlamentswahlkampf. Labour-Chef Jeremy Corbyn forderte aktuell, die Sparpolitik der konservativen Regierung von Premierministerin Theresa May müsse dort ein Ende finden, wo es um "Notfälle" und "Polizeistationen" gehe. Die russische Regierung warnte derweil ihre Bürger unter Hinweis auf die von London ausgerufene höchste Terror-Warnstufe vor Reisen nach Großbritannien.
Die Labour-Partei befindet sich laut einer aktuellen Umfrage kräftig im Aufwind. Von 24 Prozentpunkten im April schrumpfte der Abstand zwischen Mays Konservativen und Corbyns Labour-Partei laut der am Freitag veröffentlichten YouGov-Umfrage auf nur noch fünf Prozentpunkte (43:38). Corbyn wies auf "Zusammenhänge" zwischen der Beteiligung Großbritanniens an "Kriegen" im Ausland und dem "Terrorismus hier zu Hause" hin.
Die Vize-Chefin der United Kingdom Independence Party (Ukip), Suzanne Evans, sagte, May trage einen Teil der Verantwortung für den Anschlag von Manchester, weil sie Haushaltskürzungen im Sicherheitsbereich mitgetragen habe. Die konservative Innenministerin Amber Rudd widersprach unter Berufung auf die Behörden für die Terror-Bekämpfung, dass fehlende "Ressourcen" nicht das Problem seien.
Im Zusammenhang mit dem Anschlag von Manchester nahm die Polizei im Stadtviertel Moss Side einen weiteren Verdächtigen fest. Ein zuvor festgenommener Mann wurde unterdessen wieder freigelassen. Damit befanden sich nun insgesamt acht Verdächtige im Alter zwischen 18 und 38 Jahre in britischem Polizeigewahrsam.
Was genau ihnen zur Last gelegt wird, teilte die Polizei nicht mit. In Libyen waren am Mittwoch zudem der Vater und der Bruder des Selbstmordattentäters festgenommen worden.
Für den Anschlag auf ein Popkonzert in Manchester am Montagabend wird der 22-jährige Salman Abedi, ein libyschstämmiger Brite, verantwortlich gemacht. Dabei wurden 22 Menschen getötet. Unter den Opfern sind viele Kinder und Jugendliche. 75 Verletzte befanden sich am Freitag noch im Krankenhaus, darunter 23 lebensbedrohlich Verletzte.
Die russischen Behörden erklärten am Freitag, Reisen nach Großbritannien sollten nur noch unternommen werden, wenn sie "absolut erforderlich" seien. Das gelte insbesondere für den Besuch großer Städte. "Das liegt daran, dass die britische Regierung die höchstmögliche Terror-Warnstufe festgesetzt hat", heißt es in einer Erklärung der russischen Tourismusbehörde.
US-Außenminister Rex Tillerson versuchte bei einem Besuch in London die Woge der Verstimmung zu glätten, die durch die Preisgabe von vertraulichen Informationen zu dem Attentat in Manchester an US-Medien entstanden war. Die "besondere Beziehung" zwischen den USA und Großbritannien werde diesen "unglücklichen Vorfall überdauern", sagte Tillerson.
Am Dienstagabend hatten US-Medien den Namen des Selbstmordattentäters Salman Abedi veröffentlicht, ehe die britischen Behörden diese Information öffentlich machten. Veröffentlicht wurden zudem vertraulich übermittelte Ermittlungsfotos. (L.Bresynsky--BTZ)