KRIEGSVERBRECHEN: Gifgaseinsatz in Syrien - viele tote Kinder
Es ist mehr als nur eine Nachricht, welche von einem Giftgasangriff in Syrien weltweit Empörung und Entsetzen ausgelöst hat, es dürfte der Anfang vom Ende des Assad-Regimes in Syrien sein, denn die Staatengemeinschaft unseres Planeten duldet alles - aber keine Kriegsverbrechen, begangen mit Giftgas-Waffen. Fast 60 Zivilisten wurden nach Angaben von Aktivisten bei dem Luftangriff auf die Stadt Chan Scheichun in der nordwestlichen Provinz Idlib getötet, vor allem Frauen und Kleinkinder.
Wie Journalisten live vor Ort gesehen haben, wurde später noch ein Krankenhaus der Stadt beschossen, in dem Opfer des Angriffs um ihr Leben kämpften - dies ist ohne jedweden Zweifel ein weiteres KRIEGSVERECHEN, für welches es nunmehr Journalisten als Zeugen gibt, die den verbrecherischen Angriff, eines eindeutig als Krankenhaus gekennzeichneten Gebäudes - gefilmt haben.
Wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte, wurde ein Wohnviertel von Chan Scheichun bombardiert. Dabei sei das Giftgas freigesetzt worden. Unter den mindestens 58 Toten seien auch elf Kinder. Mindestens 160 weitere Menschen seien verletzt worden. Die Beobachtungsstelle erklärte, die Verletzten zeigten typische Symptome von Giftgas-Opfern wie Atemnot, Ohnmachtsanfälle, Übelkeit und Schaum vor dem Mund. Journalisten sahen vor Ort, in einer Klinik in Chan Scheichun vier Tote mit Schaum vor dem Mund, darunter ein Mädchen und eine Frau. Aufnahmen aus der Klinik zeigten Rettungskräfte der syrischen Weißhelme, die Verletzte mit Wasser abwuschen.
Wie BERLINER TAGESZEITUNG aktuell erfuhr, schlug später eine Rakete am Eingang der Klinik ein und zerstörte Teile des Gebäudes. Im Inneren der Klinik kämpften Ärzte zu diesem Zeitpunkt um das Überleben zahlreicher Opfer des Luftangriffs. Reporter beobachteten, wie Ärzte zwischen den Trümmern die Flucht ergriffen. Ob es durch den Raketenbeschuss weitere Verletzte oder Tote gab, konnte er zunächst nicht feststellen.
Nach Angaben der Beobachtungsstelle war unklar, ob der Angriff auf Chan Scheichun von syrischen oder russischen Kampfjets geflogen wurde. Sie äußerte sich auch nicht dazu, welches Gift bei dem Angriff eingesetzt wurde. Die Organisation, die den bewaffneten Rebellen nahesteht, stützt sich auf ein Netz von Informanten in Syrien. Von unabhängiger Seite sind ihre Angaben nur schwer zu überprüfen.
Die Provinz Idlib wird zu großen Teilen von einem Rebellenbündnis kontrolliert, das vom ehemaligen Al-Kaida-Ableger Al-Nusra-Front angeführt wird. Die Gruppe trägt mittlerweile den Namen Fateh al-Scham. Die Provinz ist immer wieder das Ziel von Luftangriffen syrischer und russischer Kampfjets. Auch die US-geführte Anti-IS-Koalition, die in Syrien Dschihadisten bekämpft, hat dort schon Angriffe geflogen.
Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini sagte, die Regierung von Machthaber Baschar al-Assad trage "die vorrangige Verantwortung" für den Angriff. Frankreich beantragte wegen des "besonders schwerwiegenden Chemiewaffenangriffs" eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats. Außenminister Jean-Marc Ayrault betonte, der Einsatz von Chemiewaffen sei "ein neues Zeugnis der Barbarei, der das syrische Volk seit Jahren ausgesetzt ist".
Auch die syrische Exilopposition machte die Regierung in Damaskus für den Angriff verantwortlich. Die Syrische Nationalen Koalition (SNC) forderte den UN-Sicherheitsrat auf, den Angriff "sofort" zu untersuchen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte in einem Telefonat mit seinem russischen Kollegen Wladimir Putin, "unmenschliche" Angriffe dieser Art seien "inakzeptabel" und könnten die diplomatischen Bemühungen um eine Beilegung des Konflikts zunichte machen. Im Syrien-Konflikt haben sowohl die Regierung als auch die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) bereits Giftgas eingesetzt, wie eine Untersuchungskommission der UNO in einem Bericht festhielt. Neue Sanktionen gegen Damaskus wegen des Einsatzes von Giftgas scheiterten Ende Februar im UN-Sicherheitsrat am Veto Russlands und Chinas.
Der Bürgerkrieg in Syrien begann im Frühjahr 2011 mit Protesten gegen Assad. Seither wurden mehr als 320.000 Menschen getötet und Millionen Syrer in die Flucht getrieben. (P.Hansen--BTZ)