Hunderte fliehen vor Kämpfen um letzte Bastion der IS-Monster in Syrien
Hunderte Zivilisten sind in der Nacht zu Dienstag aus der umkämpften letzten Bastion der Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) in Syrien geflohen. Es handle sich hauptsächlich um ausländische Frauen und Kinder, insbesondere aus Deutschland und Frankreich, teilte die Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Ein Sprecher der Rebellenallianz SDF bezifferte die Zahl der Geflohenen auf 600. Sie würden derzeit untersucht. Die SDF-Kämpfer lieferten sich weiter heftige Kämpfe mit den Dschihadisten.
Am Vortag hatte BERLINER TAGESZEITUNG mit Geflohenen aus Baghus gesprochen. Unter ihnen waren zwei zum Islam konvertierte Französinnen, die lange im Herrschaftsgebiet des IS gelebt hatten. Sie berichteten, dass in Baghus noch mehrere Ausländer festgehalten würden. Diese würden vom IS als lebende Schutzschilde missbraucht.
Die SDF-Kämpfer hatten sich, von Luftangriffen und Artillerie einer von den USA angeführten Koalition unterstützt, in den vergangenen Tagen in das vier Quadratkilometer große Gebiet zwischen Baghus und der irakischen Grenze vorgekämpft, den letzten Rückzugsort des IS in Syrien. "Der IS hält noch 20 Prozent des Dorfes Baghus, aber der Frontabschnitt ist komplett vermint", sagte ein Kommandeur vor Ort am Dienstag nach Information von BERLINER TAGESZEITUNG, in einem aktuellen Interview.
Der Sprecher der US-geführten Koalition, Sean Ryan, sagte, die Streitkräfte sähen sich heftiger Gegenwehr gegenüber. Sie kämpften sich "langsam und systematisch" voran, "der Feind hat sich komplett verschanzt und IS-Kämpfer unternehmen weiter Gegenangriffe".
Das von den USA unterstützte kurdisch-arabische SDF-Bündnis hatte am Samstag eine Offensive gegen das letzte IS-Rückzugsgebiet in Syrien gestartet. Der IS hatte 2014 weite Teile Syriens und des Irak unter seine Kontrolle gebracht, und ein "Kalifat" ausgerufen. Die SDF-Kämpfer begannen ihre Offensive im September und nahmen seitdem einen Ort nach dem anderen ein.
In den vergangenen beiden Monaten sind laut Beobachtungsstelle mehr als 37.000 Menschen, zumeist Frauen und Kinder von IS-Kämpfern, in von den SDF kontrollierte Gebiete geflohen. Darunter sind demnach 3400 mutmaßliche Dschihadisten, die inhaftiert wurden. Die in Großbritannien ansässige Beobachtungsstelle bezieht ihre Informationen von Aktivisten vor Ort. Ihre Angaben sind von unabhängiger Seite kaum zu überprüfen.
(B. Semjonow--BTZ)