Polens erster offen homosexueller Politiker gründet eine neue Partei
Polens erster offen homosexueller Politiker, Robert Biedron, hat eine neue Partei gegründet. Mit der linksliberalen Gruppierung "Frühling" will der 42-Jährige bereits an den Europawahlen im Mai und im Herbst an den polnischen Parlamentswahlen teilnehmen, sagte der ehemalige Bürgermeister der Ostseestadt Slupsk (Stolp) am Sonntag vor tausenden Anhängern in Warschau. Ziel sei es, das gespaltene Land wieder zu einen.
Biedron verwies dabei auf die Ermordung des Danziger Bürgermeisters Pawel Adamowicz vor drei Wochen. "Wir brauchen jetzt mehr positive Energie als jemals zuvor ... Wir müssen das Erbe von Pawel Adamowicz erfüllen", sagte Biedron. Gegenseitiger Respekt und Dialog seien wichtig.
Bei seinem Auftritt in einem Stadion in der Hauptstadt wurde Biedron von seinen EU- und Polen-Fahnen schwingenden Anhängern wie ein Rockstar empfangen. Einer am Freitag veröffentlichten Umfrage zufolge käme seine neue Partei bei den Europawahlen auf Platz drei - allerdings mit nur 6,4 Prozent weit abgeschlagen hinter der liberalen Bürgerplattform (PO) mit 29,6 Prozent und der regierenden nationalkonservativen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) mit 36,2 Prozent.
Der Politikwissenschaftler Biedron war 2011 über die Liste der anti-klerikalen Partei Twoj Ruch als erster offen schwuler Abgeordneter in das nationale Parlament des stark katholisch geprägten Landes eingezogen. Als Mitglied des Justizausschusses erwarb sich Biedron Ansehen durch seine Ernsthaftigkeit und seinen Fleiß. 2014 wurde er Bürgermeister von Slupsk.
(K. Petersen--BTZ)