Gewaltgeplagte Bürger in El Salvador wählen neues Staatsoberhaupt
Die von Gewalt und Korruption geplagten Bürger von El Salvador haben am Sonntag einen neuen Präsidenten gewählt. Als Favorit ging Umfragen zufolge der ehemalige Bürgermeister der Hauptstadt San Salvador, Nayib Bukele, ins Rennen. Der 37-Jährige wird von der konservativen Partei Große Allianz für die nationale Einheit (Gana) unterstützt. Sein aussichtsreichster Gegner ist der Supermarktmagnat Carlos Calleja von der weit rechts stehenden Republikanischen nationalistischen Allianz (Arena).
Der Kandidat der linksgerichteten Nationalen Befreiungsfront Farabundo Marti (FMLN), Ex-Außenminister Hugo Martínez, belegte in Umfragen vor der Wahl nur den dritten Rang. Die Partei des scheidenden Staatschefs Salvador Sánchez Cerén ist aus der gleichnamigen Guerillabewegung FMLN hervorgegangen.
Stimmberechtigt waren 5,2 Millionen Salvadorianer. Sollte kein Kandidat die absolute Mehrheit der Stimmen erringen, wird am 10. März in einer Stichwahl über das fünfjährige Mandat entschieden. Das zentralamerikanische El Salvador leidet unter Armut und Bandengewalt. Tausende Menschen fliehen alljährlich, viele mit dem Ziel USA.
Sollte Bukele als Sieger aus der Wahl hervorgehen, wäre das eine Premiere für das Land, das in den vergangenen drei Jahrzehnten abwechselnd von Arena und FMLN regiert wurde. Zugleich würde Bukele ein Bündnis mit den Rechten schließen müssen, die das Parlament beherrschen. Die Wahllokale sollten um 17.00 Uhr Ortszeit (24.00 Uhr MEZ am Sonntag) schließen. Mit einem Ergebnis wurde noch in der Nacht (Ortszeit) gerechnet.
Bukele hat versprochen, mehr in Bildung zu investieren und die Korruption zu bekämpfen. Vor allem müsste er aber neue Programme gegen die weit verbreitete Unsicherheit in dem Land umsetzen. Die Mordrate liegt bei 51 pro 100.000 Einwohnern - und damit erheblich über dem weltweiten Durchschnitt. Im vergangenen Jahr wurden 3340 Morde registriert. Mächtige Straßengangs sollen 70.000 Mitglieder haben, von denen 17.000 hinter Gittern sind.
Die Bevölkerung hat zudem mit einer Wirtschaftskrise zu kämpfen. Zwar wuchs die Wirtschaftsleistung im vergangenen Jahr um 2,6 Prozent - die größte Steigerung seit fünf Jahren - doch etwa 30 Prozent der 6,6 Millionen Salvadorianer leben unter der Armutsgrenze. Der monatliche Mindestlohn von umgerechnet 260 Euro reicht gerade einmal, um Nahrungsmittel zu kaufen.
(N. Lebedew--BTZ)