Papst Franziskus zu historischer Reise nach Abu Dhabi aufgebrochen
Papst Franziskus ist am Sonntag zu einem historischen Besuch in die Vereinigten Arabischen Emirate aufgebrochen. Vor seiner Abreise bekräftigte das Oberhaupt der katholischen Kirche seinen Wunsch, den Dialog mit den Muslimen auszubauen. Gleichzeitig richtete er einen dringenden Appell an die Kriegsparteien im Jemen, die Friedensbemühungen zu unterstützen. Die Emirate sind im Jemen Teil der von Saudi-Arabien angeführten Militärallianz gegen die schiitischen Rebellen.
Franziskus ist das erste katholische Kirchenoberhaupt, das die arabische Halbinsel und damit die Wiege des Islam besucht. Höhepunkt seines bis Dienstag dauernden Besuchs ist seine Teilnahme an einem interreligiösen Treffen in Abu Dhabi. An ihm nehmen am Montag rund 700 Religionsvertreter teil, darunter muslimische Würdenträger, Patriarchen der katholischen Ostkirchen sowie Rabbiner aus mehreren westlichen Staaten.
Hinter der Veranstaltung steht der Islamische Rat der Ältesten, eine Vereinigung mit Sitz in den Emiraten, die sich für einen toleranten Islam einsetzt. Der Dialog mit dem Islam zählt für Franziskus zu den Schwerpunkten seines Pontifikats.
Internationale Menschenrechtsorganisationen hoffen, dass sich der Papst in Abu Dhabi auch mit heiklen Themen befasst: Nach Amnesty International forderte Human Rights Watch am Sonntagmorgen den 82-jährigen Pontifex Maximus auf, die Menschenrechtsverletzungen im Jemen-Krieg anzusprechen.
Kurz vor seinem Abflug äußerte sich Franziskus besorgt über die humanitäre Krise in dem kriegszerrütteten Land. "Die Bevölkerung ist durch den langen Konflikt erschöpft und viele Kinder leiden unter Hunger, aber der Zugang zu den Lebensmittelgeschäften ist nicht möglich. Der Schrei dieser Kinder und ihrer Eltern erhebt sich zu Gott", sagte er in Rom. Er appellierte an die Kriegsparteien, die "Einhaltung der getroffenen Vereinbarungen dringend zu fördern".
Im Jemen kämpfen seit 2015 Truppen von Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi mit Unterstützung der arabischen Militärallianz gegen schiitische Rebellen. Mehr als 10.000 Menschen wurden bereits getötet, unter ihnen tausende Zivilisten.
Rebellen und Regierung hatten im Dezember in Schweden unter UN-Vermittlung einen Waffenstillstand für die Hafenstadt Hodeida vereinbart, durch die ein Großteil der Hilfen für die hungernde Bevölkerung ins Land kommt. Seitdem aber treten die diplomatischen Bemühungen weitgehend auf der Stelle.
Schon Stunden vor dem Eintreffen des Papstes in den Vereinigten Arabischen Emiraten am späten Sonntagabend (19.00 Uhr MEZ) bildeten sich unterdessen Schlangen von Gläubigen vor der Sankt-Joseph-Kathedrale in Abu Dhabi, um noch einen Platz für die Messe des Papstes am Dienstag zu ergattern. Zu dem Großereignis werden über 130.000 Menschen im Sportstadion erwartet.
Die Emirate gelten als vergleichsweise liberal. Im Gegensatz zu anderen arabischen Staaten wie Saudi-Arabien werden christliche Kirchen toleriert, öffentliche Messen allerdings sind verpönt. Dass der Papst den Gottesdienst im Sportstadion zelebrieren darf, gilt als Ausnahme.
In Abu Dhabi leben rund eine Million Katholiken, das sind rund zehn Prozent der Bevölkerung. Bei den meisten handelt es sich um Gastarbeiter aus Asien.
(O. Joergensen--BTZ)