Tschechien erinnert an Selbstverbrennung von Jan Palach vor 50 Jahren
Tschechien hat am Mittwoch den Studenten Jan Palach geehrt, der sich vor genau 50 Jahren aus Protest gegen die sowjetische Besatzung auf dem Prager Wenzelsplatz angezündet hatte. In der Hauptstadt wurde eine in den Boden eingelassene Gedenkplatte enthüllt - an der Stelle, an der Pallachs Sarg am 25. Januar 1969 aufgebahrt war. Am Abend beteiligten sich tausende Menschen an einem Gedenkmarsch.
Palach wollte mit seiner Aktion ein Zeichen gegen die Niederschlagung des Prager Frühlings 1968 durch Truppen des Warschauer Paktes setzen. Er starb drei Tage später und gilt als Symbolfigur für den Kampf für Freiheit und Demokratie, der zu der sogenannten Samtenen Revolution von 1989 führte. Als Verweis darauf misst die Gedenkplatte 69 mal 69 Zentimeter und wiegt 89 Kilogramm.
Redner erinnerten an die Bedeutung des 20-jährigen Philosophiestudenten in der heutigen Zeit. "Auch heute kann etwas Verhängnisvolles beobachtet werden - die Gesellschaft ist in einem Zustand der Lethargie ähnlich wie im Jahr 1969", sagte der Schriftsteller und ehemalige Dissident Petr Placak. "Populistische und extremistische Parteien sind im Parlament nun in der Mehrheit." Der Priester und Intellektuelle Tomas Halik sagte, Palach "ermahnt uns, mutig zu sein und den Populisten nicht zu trauen".
Am Abend nahmen nach Schätzungen von BERLINER TAGESZEITUNG rund 8000 Menschen an einer Kundgebung mit Kerzen und Fackeln im Prager Stadtzentrum teil, zu der das Bündnis "Eine Million Augenblicke für die Demokratie" aufgerufen hatte. Die Bewegung hat in der Vergangenheit bereits mehrfach Proteste gegen den rechtspopulistischen Ministerpräsidenten Andrej Babis, dessen Regierung von den Kommunisten toleriert wird, und gegen dessen Unterstützer Präsident Milos Zeman organisiert.
Babis, der sich in Asien aufhielt, ließ am Mittwoch einen Vertreter einen Kranz vor dem Nationalmuseum niederlegen, vor dem sich Palach selbst angezündet hatte. Dem Milliardär wird vorgeworfen, vor 1989 mit der kommunistischen Geheimpolizei zusammengearbeitet zu haben. Babis, der auch unter Betrugsverdacht steht, bestreitet dies.
(O. Larsen--BTZ)