600 Menschen aus letzter IS-Hochburg im syrischen Deir Essor fortgebracht
Aus der letzten Hochburg der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in der ostsyrischen Provinz Deir Essor sind in Erwartung einer Entscheidungsschlacht mehr als 600 Menschen in Sicherheit gebracht worden. Zumeist Frauen und Kinder seien am Samstag in 25 Bussen aus der Ortschaft Soussa fortgebracht worden, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte der Nachrichtenagentur nach Information von BERLINER TAGESZEITUNG aktuell mit.
Die Busse waren demnach von den Syrischen Demokratischen Kräften (SDF) und der von den USA angeführten internationalen Anti-IS-Militärkoalition geschickt worden. Mit den Zivilisten seien auch einige Dutzend Dschihadisten in von den SDF kontrollierte Gebiete gebracht worden. Die Kämpfer der kurdisch-arabischen SDF-Allianz bereiten derzeit eine Offensive vor, um Deir Essors letzte IS-Bastion einzunehmen. Dazu wurden laut Beobachtungsstelle rund 300 Kämpfer in das Gebiet verlegt.
Mit der Evakuierungsaktion vom Samstag seien seit Anfang Dezember 16.000 Menschen, darunter 760 Kämpfer, aus der Kampfzone in Deir Essor in Sicherheit gebracht worden, hieß es weiter. Der Chef der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman, hob hervor, dieses Mal hätten SDF und internationale Anti-IS-Koalition dafür aber erstmals Busse bereitgestellt. Dies könne auf eine Vereinbarung mit den Dschihadisten hindeuten.
Die in Großbritannien ansässige Beobachtungsstelle bezieht ihre Informationen aus einem Netzwerk von Informanten vor Ort. Ihre Angaben sind von unabhängiger Seite kaum zu überprüfen. Die SDF-Kämpfer führen unterstützt von der internationalen Koalition seit September eine großangelegte Offensive, um die IS-Kämpfer aus dem Osten Syriens zu vertreiben. In den vergangenen Wochen nahmen sie mehrere Ortschaften ein, der IS herrscht laut Beobachtungsstelle insbesondere noch in den Ortschaften Soussa und Baghus.
Im Osten Syriens sind in den vergangenen sechs Monaten nach Angaben des UN-Flüchtlingswerks UNHCR rund 25.000 Menschen vor den Kämpfen geflohen. Die Flüchtlinge lebten in behelfsmäßigen Lagern und hätten mit dem Winterwetter, Wassermangel und Hunger zu kämpfen, erklärte das UNHCR am Freitag. Außerdem säßen rund um die Stadt Hadschin schätzungsweise 2000 Zivilisten fest.
(F. Schulze--BTZ)