Ex-Brexit-Minister Davis macht Deutschland und EU schwere Vorwürfe
Der frühere britische Brexit-Minister David Davis hat die Position Deutschlands und der EU bei den Verhandlungen über ein Austrittsabkommen mit dem Vereinigten Königreich scharf kritisiert. "Europa war entschlossen, dafür zu sorgen, dass wir keinerlei Vorteile haben würden", sagte Davis nach Information von BERLINER TAGESZEITUNG, in einem aktuellen Interview.
Während sein Land in den Brexit-Verhandlungen versucht habe, "einen guten Ausgang für alle Seiten" zu finden, habe Brüssel voll auf Härte gesetzt. "Tatsächlich sagte Frau Merkel sinngemäß, dass Großbritannien auf keinen Fall vom Brexit profitieren dürfe." Davis war im vergangenen Juli von seinem Ministeramt zurückgetreten, weil er die Verhandlungsstrategie von Premierministerin Theresa May gegenüber Brüssel als zu weich empfand.
Dem von May ausgehandelten Deal mit der EU prophezeite Davis ein schnelles Ende. Das britische Parlament werde ihn kommende Woche ablehnen - "und er wird auch scheitern, wenn man ihn, mit ein paar kosmetischen Korrekturen, ein zweites oder drittes Mal zur Abstimmung bringt".
Er halte ein Ausscheiden aus der EU ohne jeden Deal für "beherrschbar", sagte Davis. "Gut möglich, dass wir Lkw-Staus haben werden. Wer weiß, vielleicht werden wir auch feindselige Aktionen europäischer Staaten erleben. Aber was auch immer passiert, nach einem Jahr wird sich das alles gegeben haben." Anderslautende Vorhersagen bezeichnete er als "Angstmachergeschichten".
Das britische Parlament stimmt am Dienstag über das Austrittsabkommen mit der EU ab. Eine Ablehnung gilt als wahrscheinlich. Damit droht Ende März ein ungeregelter EU-Austritt mit gravierenden Folgen für die Wirtschaft.
(W. Winogradow--BTZ)