Angreifern auf Jüdisches Museum in Brüssel droht lebenslange Haft
Vor dem Brüsseler Schwurgericht ist das Verfahren wegen des tödlichen Angriffs auf das Jüdische Museum im Mai 2014 eröffnet worden. Im Beisein des Hauptangeklagten Mehdi Nemmouche und seines mutmaßlichen Komplizen Nacer Bendrer begann die Staatsanwaltschaft am Donnerstag mit der Verlesung der 200-seitigen Anklageschrift. Den beiden französischen Staatsbürgern droht eine lebenslange Haftstrafe wegen "terroristischen Mordes".
Laut Anklage handelt es sich bei dem 33-jährigen Nemmouche um den Mann, der am 24. Mai 2014 in der Eingangshalle des Museums im Zentrum der belgischen Hauptstadt vier Menschen tötete. Zwei israelische Touristen, eine französische Freiwillige und ein belgischer Museumsangestellter starben innerhalb von 82 Sekunden durch Schüsse aus einem Revolver und einem Sturmgewehr.
Sechs Tage nach der antisemitischen Bluttat wurde Nemmouche in Marseille festgenommen, der 30-jährige Bendrer ein halbes Jahr später in der Nähe der südfranzösischen Hafenstadt. Er soll Nemmouche die Tatwaffen beschafft haben. Ein dritter Verdächtiger, der auf einem Überwachungsvideo des Brüsseler Nordbahnhofs neben Nemmouche zu sehen ist, wurde nie identifiziert.
Während der Ermittlungen hatte der Hauptverdächtige eingestanden, bei dem Angriff auf das Museum eine Rolle gespielt zu haben. Er beharrte aber darauf, nicht der Schütze gewesen zu sein.
Nemmouche soll vor der Attacke an der Seite islamistischer Extremisten in Syrien gekämpft haben. Ende 2017 wurde er in Frankreich im Fall der Geiselnahme von vier französischen Journalisten in Syrien angeklagt. Drei der Journalisten gaben an, Nemmouche als Gefängniswächter und Folterer der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat identifiziert zu haben.
"Ich werde nie seine Gewaltbereitschaft vergessen", sagte Didier François, eine der Geiseln, am Donnerstagmorgen dem französischen Radiosender Europe 1. Sollte das Schwurgericht der Einschätzung der Staatsanwaltschaft folgen, wird der Angriff in Brüssel als erster Anschlag eines aus Syrien zurückgekehrten Dschihadisten auf europäischem Boden in Erinnerung bleiben.
Nächsten Dienstag sollen die für drei Tage angesetzten Befragungen der beiden Angeklagten beginnen. Anschließend sind die Anhörungen von über 100 Zeugen geplant. Ein Urteil könnte Ende Februar oder Anfang März fallen.
(D. Wassiljew--BTZ)