Polizei prüft Echtheit von angeblichen Bekennerschreiben im Fall Magnitz
Nach der tätlichen Attacke auf den Bremer AfD-Landeschef und Bundestagsabgeordneten Frank Magnitz prüfen die Ermittler die Echtheit eines kurzzeitig im Internet veröffentlichten angeblichen Bekennerschreibens. Dieses wies nach Angaben der Bremer Polizei vom Donnerstag auf eine in der Hansestadt bisher nicht in Erscheinung getretene Gruppierung namens "Antifaschistischer Frühling" hin. Die Ermittlungen dazu liefen, teilten die Beamten weiter mit.
Magnitz war am frühen Montagabend in Bremen von drei Unbekannten auf einer Straße attackiert und verletzt worden. Den Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft zufolge näherten sie sich dem 66-Jährigen von hinten, einer schlug ihn nieder. Magnitz fiel hin und erlitt eine Verletzung am Kopf. Die Beamten gehen von einer politisch motivierten Tat aus, eine Sonderkommission ermittelt.
Der Angriff hatte parteiübergreifend Empörung sowie Warnungen vor einer zunehmenden gesellschaftlichen Spaltung ausgelöst. Magnitz bezeichnete die Attacke auf sich als "Mordanschlag" und machte "Linksextremisten" dafür verantwortlich. Auch die AfD in Bremen und im Bund hatte diese Wortwahl übernommen. Staatsanwaltschaft und Polizei ermitteln wegen Verdachts auf gefährliche Körperverletzung.
Das Selbstbezichtigungsschreiben war nach Angaben der Polizei vom eigenen Kriminaldauerdienst auf einer Internetplattform entdeckt worden. Kurze Zeit später war es demnach bereits wieder gelöscht. Eine Gruppierung namens "Antifaschistischer Frühling" übernahm darin die Verantwortung für den Übergriff. Als Motiv gab sie an, sie wolle den 66-Jährigen "von seinem faschistischen Gedankengut zu befreien".
Die Echtheit des Schreibens werde derzeit geprüft, erklärten die Beamten. Daran sei auch das Bundeskriminalamt beteiligt. Sie baten außerdem weiter um die Zusendung von Fotos und Videos, die um die Tatzeit im Umkreis des Geschehens entstanden. Zu diesem Zweck schaltete die Bremer Polizei ein Hinweisportal im Internet frei.
Die Bremer AfD hatte in ersten Stellungnahmen nach der Tat unter anderem von Schlägen mit einem Kantholz gegen den Kopf von Magnitz gesprochen und erklärt, die Täter hätten diesen am Boden liegend weiter mit Tritten gegen den Kopf traktiert. Nachdem Polizei und Staatsanwaltschaft dafür nach Auswertung von Videoaufnahmen keine Belege fanden, relativierte die Partei ihre Darstellung am Mittwoch.
Die Informationen basierten auf Aussagen, die Magnitz gegenüber sei Kollegen in "übel" zugerichteten Zustand in der Notaufnahme gemacht habe, teilte die Bremer AfD mit. Dieser habe sich dabei wiederum auf Aussagen eines Zeugen vom Tatort berufen. Zugleich räumte die Partei ein, dass Magnitz laut eigenen Angaben keine Erinnerungen an den eigentlichen Vorfall habe. Von einem "Mordanschlag" sprach sie nicht mehr direkt. Die Täter hätten dessen Tod "in Kauf genommen".
Magnitz hatte sich nach AfD-Angaben am Mittwoch auf eigenen Wunsch selbst aus dem Krankenhaus entlassen, in dem er behandelt worden war. In einem Interview mit der Zeitung "Die Welt" vom Mittwoch sprach er erneut von einem "Mordanschlag". Alles andere seien "juristische Spitzfindigkeiten". Er machte zugleich "Linksextremisten" für den Angriff verantwortlich. Die Tat trage "deren Handschrift", sagte er.
(I. Johansson--BTZ)