Türkei droht mit Angriff auf syrische Kurdenmiliz bei Verzögerung von US-Abzug
Die Türkei hat gewarnt, dass sie im Fall einer Verzögerung des angekündigten Abzugs der US-Truppen aus Syrien ihre Pläne für eine Offensive gegen die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) umsetzen werde. Die Türkei werde über den Zeitplan entscheiden und "niemanden um Erlaubnis bitten", sagte der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu am Donnerstag dem Nachrichtensender NTV. Er warf US-Regierungsmitgliedern vor, den Abzug verzögern zu wollen.
"Wenn er durch lächerliche Ausflüchte verzögert wird, etwa dass Türken Kurden massakrieren, was nicht der Realität entspricht, werden wir die Entscheidung (für eine Offensive) umsetzen", sagte Cavusoglu. Die Türkei sei unabhängig von dem von US-Präsident Donald Trump beschlossenen Truppenabzug entschlossen, die YPG in Syrien zu bekämpfen. Cavusoglu kündigte an, in den kommenden Tagen mit seinem US-Kollegen Mike Pompeo zu telefonieren.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan droht seit Mitte Dezember mit einer neuen Offensive gegen die YPG, die die Türkei wegen ihrer engen Verbindungen zur Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) als Bedrohung empfindet. Die USA unterstützen die YPG jedoch im Kampf gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS). Kurz vor Weihnachten kündigte Trump dann überraschend an, alle Truppen aus Syrien abzuziehen, da die IS-Miliz besiegt sei.
Die Türkei begrüßte diese Ankündigung, doch angesichts scharfer Kritik von Beratern und Verbündeten ruderte Trump inzwischen zurück. Sein Außenminister Pompeo und Sicherheitsberater John Bolton versicherten, dass die USA auch weiter gegen die IS-Miliz kämpfen würden. Pompeo betonte zudem, dass die USA sicherstellen würden, dass die Türkei nicht die Kurden "massakriert". Die Regierung in Ankara reagierte empört auf diese Äußerung.
(M. Tschebyachkinchoy--BTZ)