Asylanten - Schleuserhilfe? Schiffe deutscher Aktivisten finden keinen Hafen
Auch nach zweieinhalb Wochen auf dem Mittelmeer ist für die beiden deutschen Hilfsschiffe vor Malta mit 49 Flüchtlingen an Bord kein offener Hafen in Sicht. "Wir haben bisher keine Lösung, Europa hat für uns keine Lösung gefunden", sagte Alina Krobok, Sprecherin der Organisation Sea-Watch, am Dienstag in Berlin. Die maltesische Regierung machte unterdessen die Aufnahme von Flüchtlingen davon abhängig, dass EU-Staaten rund 250 Migranten aufnehmen, die sich derzeit in Haftzentren in Malta befinden.
Dass die 32 Migranten an Bord der "Sea-Watch 3" seit mittlerweile 18 Tagen festsitzen, sei ein "neuer und schändlicher Rekord", sagte Krobok. Sie übte scharfe Kritik an den Mitgliedstaaten der Europäischen Union, die derzeit über ein gemeinsames Vorgehen in dem Fall verhandeln. Es sei "absurd und lächerlich", in einem solchen Zusammenhang noch von europäischer Solidarität zu sprechen.
Sea-Watch hatte die Bootsflüchtlinge am 22. Dezember gerettet. Eine Woche später nahm das Rettungsschiff "Professor Albrecht Penck" der deutschen Organisation Sea-Eye 17 Migranten an Bord. Beide Schiffsbesatzungen bemühten sich seitdem vergeblich um die Erlaubnis, in einem europäischen Hafen vor Anker zu gehen.
Sie beklagen die schlechte Lage der Flüchtlinge an Bord, die auf engstem Raum an Bord ausharren und in den vergangenen Tagen unter dem starken Seegang litten. Unter ihnen befinden sich ein Baby und mehrere Kinder. Einige Flüchtlinge an Bord der "Sea Watch 3" waren am Montag in einen Hungerstreik getreten. Doch am Dienstag nahmen sie nach Angaben von Sea-Watch wieder Nahrung auf. Die Organisation erklärte im Kurzbotschaftendienst Twitter, den 18. Tag in Folge sei sie nun die "Geisel europäischer Regierungen".
Seitens der Regierung in Valletta hieß es, notwendig sei keine "kurzfristige", sondern eine "umfassende und ganzheitliche" Lösung. Malta fordert, dass auch 250 von seiner Küstenwache aufgenommene Flüchtlinge mit verteilt werden - also insgesamt rund 300 Flüchtlinge. "Die bisherigen Angebote der neun Mitgliedstaaten sind deutlich höher als 50 Flüchtlinge", sagte ein EU-Diplomat. "Aber sie reichen nicht an die 300 heran." Am Montag hatten sich bei einem Treffen der EU-Botschafter in Brüssel neun Länder bereit erklärt, Flüchtlinge aufzunehmen: Deutschland, Frankreich, Italien, Irland, Luxemburg, Malta, die Niederlande, Portugal und Rumänien.
Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) sagte, Deutschland sei "absolut bereit, 50 Menschen aufzunehmen". Voraussetzung sei allerdings, dass eine "beachtliche Zahl" von EU-Ländern mitmache. Auf der griechischen Ägäisinsel Lesbos starb unterdessen ein Migrant aus Kamerun. Die Todesursache stand zunächst nicht fest. Aber Hilfsorganisationen und das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR weisen seit Monaten auf die katastrophalen Zustände im Flüchtlingslager Moria hin.
In einem am Dienstag veröffentlichten Bericht der Hilfsorganisation Oxfam heißt es, auf Lesbos habe es im vergangenen Jahr nur einen von der Regierung bestellten Arzt gegeben. Dieser sei monatlich für die Untersuchung von bis zu 2000 Flüchtlingen zuständig gewesen.
(C. Fournier--BTZ)