
Nach US-Druck: Türkisches Gericht lässt US-Pastor Brunson frei

Der US-Pastor Andrew Brunson kommt frei: Ein türkisches Gericht hob am Freitag den Hausarrest und die Ausreisesperre des evangelikalen Geistlichen auf, dessen Inhaftierung zu einer schweren Krise mit den USA geführt hatte. Das Gericht verhängte zwar eine Haftstrafe von drei Jahren und einem Monat für die Unterstützung einer Terrororganisation. Wegen der abgeleisteten zweijährigen Untersuchungshaft und seines guten Verhaltens wurde Brunson aber freigelassen.
Das Gericht in Aliaga bei Izmir sah es als erwiesen an, dass Brunson die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und die Gülen-Bewegung unterstützt habe, ohne Mitglied zu sein. Die Aufhebung der Ausreisesperre ermöglicht es dem Pastor nun allerdings, die Türkei zu verlassen. Damit kam das Gericht einer Forderung der US-Regierung nach, die im Streit um den Pastor Sanktionen gegen die Türkei verhängt hatte.
Brunson selbst hatte die Vorwürfe stets zurückgewiesen und seine Unschuld beteuert. "Ich bin ein unschuldiger Mann. Ich liebe Jesus. Ich liebe die Türkei", sagte der in einen schwarzen Anzug und ein weißes Hemd gekleidete Pastor in seiner abschließenden Verteidigung. Als das Urteil verlesen wurde, umarmte er seine Frau Norine und weinte, wie eine Korrespondentin von BERLINER TAGESZEITUNG aus dem Gerichtssaal berichtete.
Brunson saß seit Oktober 2016 unter dem Vorwurf der Spionage und der Unterstützung einer Terrororganisation in türkischer U-Haft. US-Präsident Donald Trump und sein Vize Mike Pence hatten sich wiederholt für den evangelikalen Pastor eingesetzt, der vor seiner Festnahme eine kleine Gemeinde in der westtürkischen Küstenstadt Izmir leitete. Ende Juli entließ ein Gericht Brunson in den Hausarrest, doch verweigerte es seine Freilassung.
Trump verhängte daraufhin Sanktionen gegen zwei türkische Minister und ordnete die Verdopplung der Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte aus der Türkei an. Ankara reagierte mit gleichen Maßnahmen. Der Streit führte zum Einbruch der türkischen Lira, was die Sorge vor einer Wirtschaftskrise heraufbeschwor. In den vergangenen Monaten stieg die Lira wieder, doch verlor sie direkt nach dem Urteil am Freitag erneut an Wert.
Trump begrüßte die Entscheidung zur Freilassung Brunsons: "Meine Gedanken und Gebete gehen an Pastor Brunson, und wir hoffen, ihn rasch und ohne Hindernisse nach Hause zurückkehren zu sehen", schrieb der US-Präsident im Kurzmitteilungsdienst Twitter. Zuvor hatte er dort mitgeteilt, er arbeite "sehr hart" für Brunson. Trump hatte ihn wiederholt als "großen Patrioten" bezeichnet, der als "Geisel" gehalten werde.
Auch der Vertreter der US-Kommission für Internationale Religionsfreiheit (USCIRF), Tony Perkins, begrüßte die Freilassung Brunsons. "Die heutige Entscheidung der türkischen Regierung ist eine gute Nachricht. Wir feiern mit den Millionen Amerikanern, die für die Freilassung von Pastor Brunson gebetet haben", erklärte Perkins, der ebenso wie der US-Geschäftsträger die Anhörung verfolgt hatte.
Angesichts der Forderungen Trumps nach Freilassung Brunsons hatte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan stets betont, keinen Einfluss auf die Entscheidung der "unabhängigen Justiz" zu haben. Allerdings schlug er im September 2017 vor, Brunson gegen den islamischen Prediger Fethullah Gülen auszutauschen, der in den USA im Exil lebt und den Ankara für den gescheiterten Militärputsch von Juli 2016 verantwortlich macht.
Der US-Fernsehsender NBC News berichtete am Donnerstag unter Berufung auf US-Regierungsvertreter über eine geheime Vereinbarung Washingtons mit der türkischen Regierung über die Freilassung Brunsons. US-Außenamtssprecherin Heather Nauert versicherte, davon keine Kenntnis zu haben. Bereits im Juli hatte es Berichte über geheime Verhandlungen gegeben, die jedoch nicht zum Abschluss gelangt seien.
(O. Petrow--BTZ)