Tausende Umweltschützer feiern Rodungsstopp im Hambacher Forst
Tausende Umweltschützer haben am Samstag am Hambacher Forst gegen Kohleabbau demonstriert und einen vorläufigen Rodungsstopp gefeiert. Die Veranstalter gaben die Zahl der Teilnehmer mit rund 50.000 an und sprachen von der "bislang größten Anti-Kohle-Demonstration im Rheinischen Revier".
Die Polizei schätzte die Teilnehmerzahl an der Großdemonstration in der Nähe von Buir hingegen deutlich niedriger. Eine offizielle Schätzung wollte eine Polizeisprecherin aber auch wegen des unübersichtlichen Geländes nicht abgeben. Die Proteste seien friedlich verlaufen, teilte sie gegen Ende der Veranstaltung am Samstagnachmittag mit.
BUND-Chef Hubert Weiger sprach von einem "starken Signal der Zivilgesellschaft für einen schnellen Kohleausstieg". Für die eingesetzte Kohlekommission gehe es nun darum, einen großen gesellschaftlichen Kompromiss für den schnellen Kohleausstieg und für zukunftsfähige Arbeitsplätze in den betroffenen Regionen zu verhandeln.
Auch Greenpeace-Geschäftsführer Martin Kaiser wertete die Großdemo am Hambacher Forst als "klares Signal Richtung Berlin". "Hunderttausende Menschen wollen, dass der Ausstieg aus der Kohle schon heute beginnt", erklärte Kaiser. Kein Wald, kein Dorf, keine Kirche dürften mehr für klimaschädliche Kohle geopfert werden.
Neben den großen Umweltverbänden hatten auch Initiativen wie Buirer für Buir, Campact und die Naturfreunde Deutschland zu der Veranstaltung aufgerufen. Vor Ort auf einem großen Feld neben dem Wald herrschte Festival-Atmosphäre mit Ballons und Livemusik. Auf Bannern waren Losungen wie "Hände weg vom Hambacher Forst", "Kein Baum ist egal" und "Hambacher Wald bleibt! Kohleausstieg jetzt!" zu sehen.
Angsichts des jüngsten Gerichtserfolges der Umweltschützer herrschte am Hambacher Forst nach Aussage von Greenpeace-Aktivisten "super Stimmung". Das Oberverwaltungsgericht Münster hatte am Freitag einen Eilentscheid erlassen, wonach der Hambacher Forst nicht gerodet werden darf, bis über eine Klage des Umweltverbands BUND entschieden ist. Damit rechnet der Energiekonzern RWE, der den Wald abholzen will, um seinen angrenzenden Braunkohletagebau zu erweitern, aber nicht vor Ende 2020.
Greenpeace-Aktivistin Gesche Jürgens sagte am Samstag vor Ort, die Entscheidung des Gerichts sei "ein total tolles Signal an die Aktivisten, die hier schon seit Jahren wohnen".
Nach Angaben der Initiative "Ende Gelände" wurde auch ein bunt bemaltes Baumhaus mit zur Kundgebung gebracht. Das Baumhaus sei als Zeichen der Solidarität von der Initiative "Pödelwitz bleibt" gebaut worden. Pödelwitz ist ein von Abbaggerung bedrohtes Dorf im Leipziger Braunkohlerevier.
"In Deutschland sind immer noch mehrere tausend Menschen von Umsiedlung bedroht", erklärte "Ende Gelände"-Sprecherin Karoline Drzewo. "Kein weiteres Dorf darf für den Kohleabbau weichen, weder im Rheinland noch in den anderen Revieren."
(L. Pchartschoy--BTZ)