Israel: Netanjahu erneut zu Korruptionsvorwürfen vernommen
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu ist am Freitag offenbar erneut zu Korruptionsvorwürfen vernommen worden. Bilder des israelischen Fernsehens zeigten, wie Polizeibeamte in Netanjahus Büro eintrafen. Der Regierungschef musste sich bereits rund ein Dutzend Mal wegen verschiedener Korruptionsvorwürfe den Fragen der Polizei stellen. Sein Büro bestätigt die Vernehmungen grundsätzlich erst nach deren Beendigung.
Die Polizei ermittelt gegen Netanjahu wegen mutmaßlicher Korruption im Zusammenhang mit dem Telekommunikationsunternehmen Besek und dessen größtem Anteilseigner Schaul Elowitsch.
Außerdem soll er als Zeuge in einem Fall vernommen werden, in dem es um den Kauf dreier deutscher U-Boote geht. Israelischen Medienberichten zufolge ging es bei der Vernehmung am Freitag erstmals um zwei weitere Fälle, in denen Netanjahu Korruption, Betrug und Vertrauensmissbrauch vorgeworfen werden.
In dem einen Fall geht es um den Verdacht, Netanjahu und Familienmitglieder hätten Luxusartikel im Wert von insgesamt einer Million Schekel (239.000 Euro) als Gegenleistung für finanzielle oder persönliche Gefälligkeiten angenommen.
Der zweite Fall dreht sich um den Verdacht, Netanjahu habe von der Zeitung "Jediot Aharonot" einen positiven Artikel verlangt, um im Gegenzug ein Gesetz auf den Weg zu bringen, das die Verbreitung der Konkurrenzzeitung "Israel Hajom" begrenzt hätte.
Anders als seine Ehefrau wurde der langjährige Regierungschef bislang nicht angeklagt. Sara Netanjahu wird beschuldigt, auf Staatskosten teure Aufträge an Cateringfirmen erteilt zu haben. Sie muss am Sonntag vor Gericht erscheinen.
Die israelische Polizei hatte im Februar eine Anklage gegen den Regierungschef wegen der Annahme von Bestechungsgeldern, Betrugs und Vertrauensmissbrauchs empfohlen. Eine Entscheidung traf die Generalstaatsanwaltschaft bislang nicht.
Netanjahu, der seit zwölf Jahren im Amt ist, beteuert in allen Fällen seine Unschuld. Angesichts der Vielzahl von Ermittlungen gegen ihn wachsen allerdings die Spekulationen, dass er zum Rücktritt gezwungen sein könnte.
(L. Pchartschoy--BTZ)