Ostdeutschland verlor seit der Wiedervereinigung rund zwei Millionen Einwohner
Der Osten Deutschlands hat seit der Wiedervereinigung rund zwei Millionen Einwohner verloren. Die Einwohnerzahl sank in den ostdeutschen Ländern und Berlin von 1990 bis 2017 um elf Prozent auf etwa 16,2 Millionen, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Montag zum Tag der deutschen Einheit mitteilte. Im Westen nahm sie im selben Zeitraum um 8,2 Prozent oder fünf Millionen auf 66,6 Millionen zu.
Im vorigen Jahr lebten rund 80 Prozent der Menschen in Deutschland im Westen und knapp 20 Prozent im Osten. Insgesamt nahm die Einwohnerzahl der Statistik zufolge seit der Wiedervereinigung um drei Millionen auf 82,2 Millionen zu.
Der Tag der deutschen Einheit wird am Mittwoch gefeiert, in diesem Jahr ist Berlin Gastgeber der zentralen Veranstaltung. In der Statistik finden sich laut Bundesamt auch 28 Jahre nach der Wende noch immer Unterschiede. So war der Anteil der Alleinerziehenden unter den Familien im Osten mit rund 25 Prozent deutlich höher als im Gebiet der alten Bundesrepublik, wo er bei 17,5 Prozent lag.
Für ihr Alltagsleben wendeten die Ostdeutschen mit 2078 Euro nur 80 Prozent der Summe auf, die private Haushalte im Westen für ihre Konsumausgaben ausgaben (2587 Euro). Die Konsummuster in den beiden Landesteilen waren dabei allerdings fast identisch. Für die Grundbedürfnisse Wohnen, Essen und Kleidung gaben die Haushalte dabei jeweils etwas mehr als die Hälfte dieser Monatssummen aus.
Deutliche Unterschiede zwischen Ost und West gibt es bei der Betreuung von kleineren Kindern. Bundesweit wurde zum Stichtag 1. März 2017 jedes dritte Kind unter drei Jahren (33,1 Prozent) in einer Kindertageseinrichtung oder Kindertagespflege betreut. Im Westen betrug die Betreuungsquote für diese Altersgruppe allerdings nur 28,8 Prozent, in den neuen Bundesländern und Berlin dagegen 51,3 Prozent.
Kaum regionale Unterschiede gab es hingegen bei der Betreuungsquote der Drei- bis Fünfjährigen: Diese lag im früheren Bundesgebiet bei 93,0 Prozent, in den neuen Ländern und Berlin bei 94,8 Prozent.
Beim Thema Gesundheitsversorgung gibt es in den neuen Ländern einer Studie zufolge seit der Wiedervereinigung deutliche Verbesserungen. Die Lebenserwartung ostdeutscher Männer habe sich 1989 durch Mängel im Gesundheitssystem noch um 4,4 Lebensjahre verringert, 2015 waren es nach Angaben des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung (MPIDR) 2,5 Jahre. Westdeutsche Männer büßten deshalb aktuell 2,1 Jahre ein, anstatt 3,5 Jahre wie im Jahr 1989.
Bei den Frauen ist die Entwicklung ähnlich: Im Osten verloren sie demnach 1989 noch 3,8 Jahre wegen schlechter Gesundheitsversorgung, 2015 waren es 1,8 Jahre. Bei Frauen im Westen betrug der Verlust 1989 der Studie zufolge 2,9 Jahre und sank dann auf 1,7 Jahre. Die Forscher nutzten für ihre Schätzungen Erkenntnisse, dass bestimmte Todesarten verhindert werden könnten, wenn Menschen schnelle medizinische Hilfe bekämen. Hierzu zählen etwa Todesfälle durch Grippe, Asthma oder Herzinfarkt.
(M. Tschebyachkinchoy--BTZ)