Städte und Regionen verpflichten sich bei Konferenz zu null Treibhausgasen
Keine Kohleenergie mehr, keine Autoabgase, keine Abfälle: Dutzende Städte, Regionen und Unternehmen weltweit haben sich aktuell bei einer globalen Klimakonferenz in San Francisco dazu verpflichtet, ihren Ausstoß an Treibhausgasen auf Null zu reduzieren. Auch wenn dies vor kurzem noch utopisch erschien und teils erst in Jahrzehnten erreicht werden soll: "Das ist real und wir werden etwas tun, selbst wenn Washington es nicht tut", rief der Bürgermeister von Los Angeles, Eric Garcetti, den Delegierten zu - als klare Breitseite gegen US-Präsident Donald Trump, der aus dem Pariser Klimaabkommen ausgestiegen ist.
Bürgermeister, Gouverneure, Klimaschutzaktivisten und Unternehmer aus aller Welt berieten seit Mittwoch in San Francisco über einen entschlosseneren Kampf gegen den Klimawandel. Während ein Hurrikan die US-Ostküste bedrohte und ein Supertaifun die Philippinen, machten die Teilnehmer deutlich, dass sie mit großen und kleinen Initiativen dem Klimawandel und seinen desaströsen Folgen Einhalt gebieten wollen, auch wenn Trump nicht an die menschgemachte Erderwärmung glaubt.
US-Schauspieler Harrison Ford schlug Alarm: "Hören wir um Gottes willen auf, die Wissenschaft schlecht zu machen." Mit Blick offenbar auf den US-Präsidenten fügte er hinzu: "Hören wir auf, denen die Macht zu geben, die nicht an die Wissenschaft glauben."
Rund hundert große Städte aus dem Zusammenschluss C40 - aus Deutschland sind Berlin und Heidelberg dabei - gingen die Selbstverpflichtung ein, spätestens bis 2050 komplett klimaneutral zu sein - den Anfang will Kopenhagen in sieben Jahren machen. Los Angeles versprach, bis 2025 aus der Kohle auszusteigen und danach komplett Kohlendioxid zu verbannen. Tokio, Seoul und Rotterdam schlossen sich Paris, London, Barcelona und Mexiko mit dem Versprechen an, ab 2025 nur noch Elektro-Busse einzusetzen.
Aus Deutschland reiste der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) nach San Francisco. Er wollte am Freitag verkünden, ab wann seine Landesverwaltung klimaneutral sein will. Grünenchefin Annalena Baerbock rief die Bundesregierung auf, "beim Klimaschutz aus dem Quark" zu kommen. Sie forderte einen "vernünftigen CO2-Preis und einen Kohleausstieg".
Das Ziel "null" Treibhausgas-Emissionen ist eine große Herausforderung. Dazu müssen nicht nur die Kraftwerke auf erneuerbare Energien oder Atomkraft umgestellt werden, auch alle Fahrzeuge müssen umgestellt werden, hinzu kommen die Fabriken, Heizungen, Abfälle. Die C40-Städte streben bei Abfällen an, ihren Recycling- oder Kompostierungsanteil bis 2030 auf 70 Prozent zu erhöhen.
Die dreitägige Konferenz in San Francisco, an der auch viele Unternehmen teilnehmen, wurde gemeinsam vom Gouverneur von Kalifornien, Jerry Brown, und dem früheren New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg organisiert. Kalifornien will bis 2045 nur noch sauberen Strom und keinerlei Kohlendioxid-Ausstoß der Wirtschaft mehr zulassen. Brown warf Trump vor, seine Umweltpolitik grenze an "Kriminalität". Mit Blick auf den US-Präsidenten sagte er: "Lügner, Krimineller, Verrückter - wählen Sie die Bezeichnung."
Demonstranten störten am Donnerstag allerdings die Rede von Milliardär Bloomberg in San Francisco. "Ich habe keinerlei Vertrauen in Großunternehmen, wenn es darum geht, das Allgemeinwohl zu verteidigen", sagte die Demonstrantin Keyla. Bloomberg hob hervor, die meisten klimawirksamen Entscheidungen in den USA würden nicht von der Regierung in Washington getroffen, sondern von Kommunen, Bundesstaaten und Firmen.
Der Elektronikkonzern Sony schloss sich diese Woche einer Initiative von 140 multinationalen Firmen an, die ihre Geschäfte nur noch mit erneuerbaren Energien betreiben wollen - drei Viertel von ihnen bis 2030. Mindestens ein Staat unterstützte bei der Konferenz ebenfalls die Null-Treibhausgas-Linie: Barbados will bis 2030 komplett aus der fossilen Energie aussteigen.
(Y. Rousseau--BTZ)