Vier Palästinenser bei erneuter Gewalteskalation im Gazastreifen getötet
Bei einer erneuten Gewalteskalation im Gazastreifen sind am Freitag vier Palästinenser getötet worden. Die israelischen Streitkräfte attackierten in dem gesamten Küstenstreifen militärische Ziele der palästinensischen Hamas-Bewegung mit Panzern und Kampfflugzeugen. Der UN-Sondergesandte Nickolai Mladenow, rief die Hamas und Israel auf, sofort "von der Klippe" zurückzutreten.
Die Armee reagierte mit ihren Angriffen im Gazastreifen nach eigenen Angaben auf einen Vorfall an der Grenze, bei dem ihre Soldaten während erneuter Proteste der Palästinenser unter Beschuss gekommen waren. Ob dabei Soldaten verletzt wurden, teilte die Armee nicht mit. Bei den Vergeltungsangriffen wurden drei Hamas-Kämpfer getötet, wie die islamistische Bewegung mitteilte.
Ein vierter Palästinenser wurde laut dem Gesundheitsministerium in Gaza bei Protesten an der Grenze erschossen. Wie die israelische Armee mitteilte, wurden drei Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel abgeschossen, doch konnten zwei abgefangen werden. Israels Verteidigungsminister Avigdor Lieberman drohte mit einer "weitaus härteren Reaktion", sollte die Hamas weiter Raketen abfeuern.
Israel geht seit einer Woche verschärft gegen militante Palästinenser im Gazastreifen vor. Diese setzen sich gegen den israelisches Beschuss und die seit 2007 anhaltende Blockade des Küstenstreifens zur Wehr, indem sie an Ballons und Drachen Brandsätze auf israelisches Gebiet fliegen lassen. Dabei wurden in Israel große Ackerflächen in Brand gesetzt.
Seit Beginn der jüngsten gewaltsamen Auseinandersetzungen im Gazastreifen am 30. März wurden 149 Palästinenser getötet. Auf israelischer Seite gab es dagegen keine Toten. Allein bei Massenprotesten zum israelischen Unabhängigkeitstag Mitte Mai wurden rund 60 Palästinenser an der Grenze des Gazastreifens erschossen und mehr als 2400 weitere verletzt.
Am vergangenen Wochenende gab es die bisher heftigsten Gefechte seit dem Gazakrieg 2014: So wurden aus dem Palästinensergebiet nach israelischen Angaben rund 200 Raketen und Granaten abgefeuert und dabei vier Menschen verletzt. Bei israelischen Angriffen auf den Gazastreifen wurden zwei Jugendliche getötet, wie die palästinensischen Behörden mitteilten.
Die Gewalteskalation hat die Sorge vor einem neuen Krieg zwischen Israel und der Hamas geweckt, die seit 2008 bereits drei Kriege geführt haben. UN-Sonderkoordinator für den Nahost-Friedensprozess Mladenow rief beide Seiten zur Zurückhaltung auf. "Alle im Gazastreifen müssen von der Klippe zurücktreten. Nicht nächste Woche. Nicht morgen. Genau jetzt!", forderte Mladenow.
Liebermann drohte jüngst mit einer Großoffensive, wenn die Hamas die Ballon- und Drachenflüge nicht stoppt. Das Fernsehen zeigte Soldaten bei einer Übung nahe dem Gazastreifen. Andere Minister forderten systematische Angriffe auf die Verantwortlichen der Drachenflüge. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu besuchte zudem erstmals seit Beginn der Zusammenstöße das Grenzgebiet.
(O. Karlsson--BTZ)