Nicaraguas Staatschef beschimpft katholische Bischöfe als "Putschisten"
Der Präsident des seit Monaten von Unruhen erschütterten Nicaragua hat zu einem verbalen Rundumschlag gegen die Kirche ausgeholt. Die katholischen Bischöfe seines Landes verhielten sich wie "Putschisten", darüber hinaus gebe es in einigen Kirchen Waffenlager, sagte Daniel Ortega am Donnerstag in der Hauptstadt Managua. Er beschuldigte zudem "satanische Kriminelle" und die USA, hinter den Unruhen zu stecken.
"Es macht mich traurig, dass sich meine Bischöfe wie Putschisten verhalten", sagte Ortega bei einer Rede vor tausenden Anhängern anlässlich des 39. Jahrestags der linksgerichteten Revolution, die ihn an die Macht brachte. Sie hätten sich als Vermittler disqualifiziert, da "ihre Botschaft ein Sturz der Regierung ist".
Vor drei Monaten waren in dem zuvor als stabil geltenden Land Unruhen gegen die Regierung von Ortega ausgebrochen, die dieser gewaltsam zu beenden versucht. Laut Menschenrechtsaktivisten starben mehr als 280 Menschen, vor allem protestierende junge Menschen. Der Staatsschef verlor bereits den Rückhalt der heimischen Wirtschaft, auch der internationale Druck wächst.
Die Bischöfe der katholischen Kirche hatten Vermittlungsversuche zwischen der Regierung und der Opposition unternommen. Nach der Rede Ortegas gab sich der Weihbischof von Managua, Silvio Baez, auf Twitter unbeeindruckt. Die Kirche leide nicht darunter, verleumdet, angegriffen und verfolgt zu werden, schrieb er. Sie leide "für die Ermordeten, die trauernden Familien und für die, die zu Unrecht eingesperrt wurden und vor Unterdrückung fliehen".
Der Präsident nutzte bei seinem Auftritt Formulierungen, die den Eindruck erweckten, die Proteste seien niedergeschlagen. "Es war eine schmerzvolle Schlacht", sagte er. Seine Regierung sei mit einer "bewaffneten Verschwörung" innerer und äußerer Mächte konfrontiert gewesen. "Die Satanisten müssen exorziert werden." Getötete Demonstranten erwähnte er dabei mit keinem Wort, nannte jedoch die Namen von 22 von "Terroristen" getöteten Polizisten.
Erst vor zwei Tagen hatten Sicherheitskräfte und regierungstreue Paramilitärs die Stadt Masaya eingenommen, die als Hochburg der Opposition gegen Ortega gilt. Dort hatten sich teils bewaffnete Aufständische verschanzt. Die Unruhen in dem mittelamerikanischen Land hatten im April begonnen, nachdem Sicherheitskräfte Proteste gegen eine später zurückgenommene Rentenkürzungen niederschlugen.
Weihbischof Baez widersprach auch der von Ortega verbreiteten Siegesgewissheit. "Eine Regierung kann sich nicht zum Sieger über ihr eigenes Volk erklären, das sie unterdrückt und massakriert hat", schrieb der Kirchenvertreter am Donnerstag auf Twitter. Er ist ein prominenter Gegner von Ortega. "Ein Volk, das seine Würde wiedererlangt hat, hat keinen Grund, sich besiegt zu fühlen."
(W. Winogradow--BTZ)