Offensive auf jemenitische Hafenstadt Hodeida steht offenbar kurz bevor
Im Jemen steht offenbar eine Offensive auf den strategisch wichtigen Hafen Hodeida unmittelbar bevor. Von Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten unterstützte Regierungstruppen zogen am Mittwoch ihre Streitkräfte vor der Stadt zusammen, wie die amtliche Nachrichtenagentur der Emirate, WAM, berichtete. Ziel sei die Rückeroberung der von den Huthi-Milizen kontrollierten Stadt. Fernsehsender des Golfstaates berichteten vom Beginn einer Offensive, ohne nähere Angaben zu machen.
Unter Berufung auf jemenitische Militärkreise berichtete WAM, bedeutende Truppenkontingente hätten die Vororte von Hodeida erreicht. Zudem würden hochentwickelte Waffensysteme dorthin gebracht. Der von den Rebellen kontrollierte Fernsehsender Al-Masirah meldete, am Morgen seien Luftangriffe auf Bauernhöfe nahe der Stadt geflogen worden.
Die Hilfsorganisation Save the Children warnte, durch die Kämpfe seien in Hodeida etwa 300.000 Kinder in großer Gefahr. Familien drohten ins Kreuzfeuer zwischen Rebellen und Regierungstruppen zu geraten. Zudem sei zu befürchten, dass der Hafen für Hilfslieferungen geschlossen werde.
Über den Hafen Hodeida kommen mehr als 70 Prozent aller Hilfslieferungen ins Land. In der Stadt leben 600.000 Menschen.
Die Regierungstruppen hatten Ende Mai einen ersten Angriff auf die Hafenstadt gestartet, die seit 2014 von den schiitischen Huthi-Rebellen kontrolliert wird. Ziel ist die Rückeroberung der Stadt. Die Vereinten Nationen hatten in der vergangenen Woche gewarnt, dass die Kämpfe um Hodeida die Hilfslieferungen gefährden, auf die rund 22 Millionen Jemeniten angewiesen sind.
Seit Beginn des Konflikts im Jemen wurden nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) fast 10.000 Menschen getötet und mehr als 55.000 weitere verletzt. Außerdem starben mehr als 2200 Menschen an Cholera. Die UNO beschreibt die humanitäre Krise im Jemen als die derzeit größte weltweit. 8,4 Millionen Menschen sind demnach von einer Hungersnot bedroht.
(O. Petrow--BTZ)