Paris: Macron warnt vor einer "Eskalation" im Atomkonflikt mit dem Iran
Im Atomkonflikt mit dem Iran hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron vor einer "Eskalation" gewarnt. Macron rief alle Beteiligten am Dienstag nach einem Treffen mit Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu in Paris dazu auf, "die Lage zu stabilisieren und nicht einer Eskalation nachzugeben". Zuvor hatte die Regierung in Teheran angekündigt, die Urananreicherung auszuweiten.
Macron betonte, er sehe darin keinen Verstoß gegen das Atomabkommen von 2015. In Anspielung auf US-Präsident Donald Trump fügte er hinzu, wer das Abkommen aufkündige, ermutige die andere Seite nicht zur Einhaltung des Vertrags. Trump hatte die Vereinbarung Anfang Mai aufgekündigt und neue Sanktionen gegen den Iran verhängt. Die EU setzt sich für den Erhalt des Abkommens ein. Macron bekräftigte, es sei jedoch nicht "völlig zufriedenstellend" und müsse überarbeitet werden.
Netanjahu rief die internationale Gemeinschaft erneut auf, "maximalen Druck auf den Iran auszuüben". Die Regierung in Teheran habe über ihr Atomprogramm gelogen und verfolge das Ziel, Israel zu zerstören, betonte er. "Die größte Bedrohung sind Atomwaffen in den Händen eines radikalislamischen Regimes."
Am Montag hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Netanjahu bei einem Treffen in Berlin diplomatische Bemühungen zugesagt, "um Iran aus der grenznahen Region zu Israel zurückzudrängen". Netanjahu reist von Paris aus nach London weiter. Dort wollte er am Mittwoch die britische Premierministerin Theresa May treffen.
In Paris demonstrierten mehrere hundert Menschen gegen Netanjahus Politik und für die Rechte der Palästinenser. Sie nannten den israelischen Regierungschef einen "Kriegsverbrecher". In Marseille und Lille gab es ähnliche Kundgebungen.
(A. Williams--BTZ)