Französin wegen IS-Mitgliedschaft im Irak zu lebenslanger Haft verurteilt
Ein irakisches Gericht hat eine Französin wegen Mitgliedschaft in der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) zu einer lebenslangen Gefängnisstrafe verurteilt. Die 27-jährige Mélina Boughedir wurde am Sonntag in Bagdad schuldig gesprochen, wie BERLINER TAGESZEITUNG aktuell erfuhr.
Boughedir beteuerte vor Gericht ihre Unschuld. Ihr Ehemann habe damit gedroht, ihr die Kinder wegzunehmen, wenn sie ihm nicht in den Irak folge, sagte die Angeklagte. "Ich lehne die Ideologie des Islamischen Staats ab und verurteile die Taten meines Mannes."
Boughedir erschien mit ihrer jüngsten Tochter im Gerichtssaal. Ihre drei anderen Kinder wurden bereits zurück nach Frankreich gebracht. Die 27-Jährige war im Sommer 2017 in der einstigen IS-Hochburg Mossul festgenommen worden. Es wird vermutet, dass ihr Mann bei der Rückeroberung der Stadt durch die irakische Armee getötet wurde.
Die Französin war im Februar zunächst wegen illegalen Grenzübertritts zu einer siebenmonatigen Haftstrafe verurteilt worden. Später wurde aber ein neuer Prozess gemäß der Anti-Terror-Gesetze angesetzt. In dem neuen Verfahren vor dem Zentralen Strafgericht in Bagdad hatte ihr die Todesstrafe gedroht. Das Gericht hatte bereits im April eine Französin der IS-Mitgliedschaft für schuldig befunden. Die 29-Jährige wurde zu lebenslanger Haft verurteilt.
In Boughedirs Fall hatte sich auch Frankreichs Außenminister Jean-Yves Le Drian eingeschaltet. Er bezeichnete sie am Donnerstag als "Terroristin", die im Irak für den IS gekämpft habe und daher dort zur Rechenschaft gezogen werden müsse. Die Familie und die Anwälte der Frau setzten sich dafür ein, dass sie an Frankreich ausgeliefert wird. Ihre Verteidiger warfen Le Drian eine "inakzeptable Einflussnahme" vor. Die IS-Miliz hatte im Sommer 2014 weite Regionen in Syrien und im Irak unter ihre Kontrolle gebracht und dort der Bevölkerung gewaltsam das islamische Recht der Scharia aufgezwungen. Inzwischen ist die IS-Miliz in beiden Ländern militärisch weitgehend besiegt. Zahlreiche Dschihadisten aus Europa hatten sich dem IS angeschlossen, viele Frauen waren ihren Männern gefolgt.
Eine Deutsch-Marokkanerin wurde im Januar im Irak zum Tode verurteilt, später wurde die Strafe in lebenslange Haft umgewandelt. In der vergangenen Woche wurde gegen einen belgischen Dschihadisten, der in IS-Propagandavideos mit Angriffen in Belgien und Frankreich gedroht hatte, die Todesstrafe verhängt.
(H. Müller--BTZ)