Öffentlicher Dienst: Fluglotsen und Lehrer stehen in Frankreich im Streik
Von Fluglotsen über Krankenschwestern bis hin zu Lehrern: Zehntausende Mitarbeiter im öffentlichen Dienst Frankreichs haben am Dienstag die Arbeit niedergelegt und ihrem Unmut über die Regierungspolitik Luft gemacht. Allein in Paris beteiligten sich nach einer Zählung unabhängiger Experten mehr als 16.000 Menschen an einer Kundgebung gegen geplante Stellenkürzungen. Am Rande der Demonstration kam es zu Ausschreitungen und mehreren Festnahmen.
Der Streik der Fluglotsen stellte Reisende erneut auf eine Geduldsprobe: Die zivile Luftfahrtbehörde hatte den Airlines geraten, ihre Flüge um 20 Prozent zu reduzieren. Betroffen waren die Flughäfen Paris-Orly, Lyon und Marseille. Auch Schulen, Kindergärten, Krankenhäuser und Arbeitsagenturen wurden bestreikt und blieben zum Teil geschlossen.
Die Mitarbeiter im öffentlichen Dienst legten zum dritten Mal seit dem Amtsantritt von Präsident Emmanuel Macron vor gut einem Jahr die Arbeit nieder. Der Protest richtet sich gegen Macrons Vorhaben, rund 120.000 Stellen in dem Bereich zu streichen. Erstmals seit dem Jahr 2010 hatten alle großen Gewerkschaften gemeinsam zu den Kundgebungen aufgerufen.
An dem größten Protestmarsch in Paris beteiligten sich rund 16.400 Menschen, wie Experten des Instituts Occurence inach Information von BERLINER TAGESZEITUNG ermittelten. Die Polizei sprach von rund 15.000 Teilnehmern. Am Rande der Demonstration warfen Vermummte Flaschen und Steine auf Polizisten, diese antworteten mit Tränengas. Die Polizei nahm nach eigenen Angaben 17 Menschen in Gewahrsam.
Auch in anderen Städten gingen Tausende auf die Straße, so unter anderem in Lyon im Osten Frankreichs und in Nantes im Westen. "Krankenhäuser außer Atem" hieß es auf Spruchbändern oder "Macron zerstört alles". Die Gewerkschaften fürchten, dass der Präsident Teile des öffentlichen Dienstes privatisieren will.
Laut einer Umfrage für die Zeitung "Le Figaro" und andere Medien lehnen 49 Prozent der Franzosen den Arbeitskampf ab, 40 Prozent signalisierten dagegen ihre Unterstützung.
Ab Mittwoch sind zudem neue zweitägige Streiks bei der französischen Bahn angekündigt. Laut der staatlichen Gesellschaft SNCF fahren im Schnitt nur drei von fünf Hochgeschwindigkeitszügen (TGV) und zwei von fünf Intercity-Zügen. Auch Verbindungen nach Deutschland könnten erneut betroffen sein. Die Bahnmitarbeiter protestieren gegen die von Macron geplante Öffnung des Personenverkehrs für den Wettbewerb.
(N. Nilsson--BTZ)