Mutmaßlicher Messerstecher von Altena bestreitet Törungsabsicht
Im Prozess um das Messerattentat auf den Bürgermeister von Altena hat der Angeklagte jede Tötungsabsicht und fremdenfeindliche Motivation bestritten. "Ich hatte zu keinem Zeitpunkt die Absicht, den Geschädigten zu töten", ließ der 56-jährige Werner S. am Dienstag über seinen Verteidiger vor dem Landgericht Hagen erklären. Er sei auch "auf keinen Fall ausländerfeindlich gesinnt".
Dagegen legte die Staatsanwaltschaft dem Angeklagten aus Altena am ersten Hauptverhandlungstag versuchten Mord aus niedrigen Beweggründen, gefährliche Körperverletzung und Bedrohung zur Last. Altenas Bürgermeister Andreas Hollstein (CDU) war bei dem Attentat am 27. November in einem Dönerimbiss leicht verletzt worden. Der für seine humane Flüchtlingspolitik bekannte Bürgermeister der sauerländischen Kleinstadt hatte die Attacke mit zwei Helfern abwehren können. Vor der Tat schrie der Angeklagte laut Staatsanwaltschaft den Bürgermeister mit den Worten an: "Ich steche Dich ab - Du lässt mich verdursten und holst 200 Ausländer in die Stadt." Altena gilt als Vorzeigekommune bei der Flüchtlingsintegration.
In seiner von Verteidiger Michael Aßhauer verlesenen Erklärung gab S. am ersten Prozesstag an, er habe sich vor der Tat in einer verzweifelten sozialen Lage befunden und sei depressiv gewesen. Bei seiner Attacke in dem Dönerladen habe er dem Bürgermeister lediglich das Messer an den Hals setzen wollen, "damit der spürt, wie es ist, wenn man nicht mehr weiß, wie man weiterleben kann". "Meine Absicht war ausschließlich, dass der Bürgermeister so wie ich Angst um seine Existenz verspürt."
Für den Prozess setzte die Hagener Strafkammer noch weitere sechs Verhandlungstage bis zum 19. Juni an. Hollstein soll am 1. Juni als Zeuge vor Gericht aussagen. Das Attentat auf den Stadtchef von Altena hatte bundesweit Entsetzen ausgelöst. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und weitere Spitzenpolitiker reagierten seinerzeit mit Bestürzung auf den Anschlag.
(O. Larsen--BTZ)