Gündogan und Özil nach Treffen mit Erdogan von Steinmeier empfangen
Nach der Kritik an einem Treffen der deutschen Fußball-Nationalspieler Mesut Özil und Ilkay Gündogan mit dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die beiden türkischstämmigen Spieler am Samstag zu einem Gespräch in Berlin empfangen. Ein vom Bundespräsidialamt verbreitetes Foto zeigte die beiden Spieler gemeinsam mit Steinmeier vor dessen Amtssitz Schloss Bellevue.
Gündogan erklärte im Kurzbotschaftendienst Twitter, wegen der Kritik an seiner Begegnung mit Erdogan in London habe er einen Urlaub in Dubai unterbrochen, um mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) zu sprechen. Auch Steinmeier habe mit ihm sprechen wollen. "Der Bundespräsident wollte auch meine Sichtweise verstehen", schrieb Gündogan. "Ich habe ihm gesagt, dass ich mich zu Deutschland und der deutschen Nationalmannschaft bekenne, aber durch meine Familie auch eine türkische Seite in mir habe."
Die beiden in Gelsenkirchen geborenen Nationalspieler Özil und Gündogan, die für die englischen Spitzenclubs Arsenal London und Manchester City spielen, hatten sich am Wochenende zuvor mit Erdogan in London getroffen und sich mit ihm fotografieren lassen. Gündogan hielt dabei ein hellblaues Manchester-Trikot mit der Nummer acht hoch, auf dem auf Türkisch stand: "Mit großem Respekt für meinen Präsidenten."
Das Treffen mit Erdogan, der wegen seines Umgang mit der Opposition und der Einschränkung der Menschenrechte in der Türkei in der Kritik steht, löste in Deutschland eine Welle der Empörung aus. DFB-Präsident Reinhard Grindel kritisierte, die beiden Nationalspieler hätten sich für ein "Wahlkampfmanöver missbrauchen" lassen. Bundestrainer Joachim Löw sagte, das Treffen der beiden Spieler sei "keine glückliche Aktion" gewesen. Viele Politiker unterschiedlicher Parteien warfen Gündogan und Özil vor, mit ihrem Treffen mit Erdogan im Vorfeld der Präsidentschaftswahl in der Türkei am 24. Juni deutsche Werte missachtet zu haben.
Gündogan erklärte dazu nun auf Twitter, grundsätzlich verstehe er die Kritik an seinem Handeln. "Aber es hat mich persönlich sehr getroffen, mir vorwerfen zu lassen, dass ich unsere Werte nicht respektiere", schrieb der Fußballer. Er sei "ein deutscher Staatsbürger, der die Nationalhymne singt". "Aber was für mich viel wichtiger ist: Meine Kinder werden in diesem Land leben, das meiner Familie eine faire Chance gegeben hat."
Gündogan kündigte an, sich nun vorerst nicht mehr zu dem Thema zu äußern. Nun solle es "endlich wieder um das gehen, was wir am besten können: Fußball. Und nicht mehr um Politik."
(S. Soerensen--BTZ)