Tausende Palästinenser demonstrieren an Grenze des Gazastreifens zu Israel
Vier Tage nach dem Tod dutzender palästinensischer Demonstranten durch Schüsse der israelischen Armee haben am Freitag etwa tausend Menschen entlang der Grenze des Gazastreifens demonstriert. Die israelische Armee erklärte, "rund 1000 Krawallmacher" hätten sich an der Grenze des Palästinensergebietes versammelt, Steine geworfen und Autoreifen in Brand gesteckt.
Ismail Hanija, einer der Anführer der im Gazastreifen herrschenden Hamas, schloss sich den Demonstranten ein paar hundert Meter von der Grenze zu Israel entfernt an, wie BERLINER TAGESZEITUNG aktuell erfuhr. Zuvor hatte Hanija in einer Moschee in Gaza gesagt, die seit dem 30. März andauernden Proteste gegen Israel würden fortgesetzt. "Die Demonstrationen hören nicht auf, bis die Blockade des Gazastreifens komplett aufgehoben ist", sagte er.
Zugleich wies der Hamas-Anführer Mutmaßungen zurück, Ägypten habe der Öffnung seines sonst praktisch dauerhaft geschlossenen Grenzübergangs zum Gazastreifen während des Ramadans unter der Bedingung zugestimmt, dass die von der Hamas organisierten Demonstrationen aufhören. Dieses "Gerücht" habe "keine Grundlage", sagte Hanija.
Die erneuten Proteste fanden am ersten Freitag im derzeitigen muslimischen Fastenmonat Ramadan statt. An der Grenze des Gazastreifens waren am Montag bei Protesten anlässlich des 70. Jahrestags der Staatsgründung Israels 60 Palästinenser von der israelischen Armee erschossen und mehr als 2400 weitere teils schwer verletzt worden. International stieß das Vorgehen Israels auf scharfe Kritik.
Der UN-Menschenrechtsrat in Genf entschied am Freitag mit den Stimmen von 29 der 47 Mitgliedstaaten, die tödlichen Schüsse von einer unabhängigen internationalen Kommission untersuchen zu lassen. Sie soll dem Verdacht auf Kriegsverbrechen und andere Menschenrechtsverletzungen nachgehen. Die israelische Regierung weist die Schuld an der Gewalt allein der Hamas zu und verweist auf ihr Recht auf Selbstverteidigung.
(P. Rasmussen--BTZ)