Türkei weist israelischen Botschafter wegen Gaza-Massaker mit 60 Toten aus
Aus Protest gegen den Tod dutzender palästinensischer Demonstranten im Gazastreifen hat die Türkei den israelischen Botschafter vorübergehend des Landes verwiesen. Botschafter Eitan Naeh sei mitgeteilt worden, dass er die Türkei "für eine gewisse Zeit" verlassen müsse, erklärte ein Vertreter des Außenministeriums in Ankara am Dienstag. Bereits am Montagabend hatte die Türkei laut Vize-Regierungschef Bekir Bozdag ihre Botschafter in Israel und den USA zu Beratungen zurückbeordert.
Israel und die Türkei hatten erst im Jahr 2016 wieder Botschafter in das jeweils andere Land entsandt. Zuvor hatten die langjährigen Verbündeten ihre Botschafter schon einmal abgezogen, nachdem israelische Soldaten im Mai 2010 eine türkische Hilfsflotte für den Gazastreifen gestürmt und dabei zehn türkische Aktivisten getötet hatten.
In der Türkei begann am Dienstag eine dreitägige Staatstrauer für die palästinensischen Todesopfer bei den Protesten am Vortag. Der türkische Regierungschef Binali Yildirim forderte derweil die islamischen Staaten dazu auf, ihre Beziehungen zu Israel auf den Prüfstand zu stellen. Ankara habe für Freitag einen Sondergipfel der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) in Istanbul einberufen. Im Anschluss sei in der Stadt ein großer Protestmarsch gegen das israelische Vorgehen im Gazastreifen geplant.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan ist derzeit Vorsitzender der OIC. Am Montag hatte Erdogan Israel als "Terrorstaat" bezeichnet und eines "Völkermords" im Gazastreifen beschuldigt.
Bei Zusammenstößen zwischen Palästinensern und der israelischen Armee an der israelischen Grenze zum Gazastreifen waren am Montag 60 Palästinenser getötet worden, darunter auch Kinder und Jugendliche. Mehr als 2400 Menschen wurden verletzt. Die Proteste entzündeten sich unter anderem an der Verlegung der US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem.
(L. Solowjow--BTZ)