Mindestens vier Tote bei Selbstmordanschlag auf Polizeizentrale in Indonesien
Zum zweiten Mal innerhalb von zwei Tagen hat eine Familie in Indonesien gemeinsam einen Selbstmordanschlag ausgeführt. Bei der Attacke auf das Hauptquartier der Polizei in Indonesiens zweitgrößter Stadt Surabaya kamen nach Polizeiangaben am Montag vier Attentäter ums Leben, mindestens zehn Menschen wurden verletzt. Bei den Attentätern habe es sich um "fünf Menschen auf zwei Motorrädern" gehandelt, erklärte Indonesiens Polizeichef Tito Karnavian. Darunter sei auch ein achtjähriges Mädchen gewesen. Es handele sich um "eine Familie". Erst am Sonntag hatte eine Familie bei einer Anschlagsserie in Indonesien mindestens 14 Menschen getötet.
Das Kind habe den Anschlag überlebt und sei in ein Krankenhaus gebracht worden, erklärte Karnavian. Ihre Mutter, ihr Vater und beide Brüder seien bei der Explosion gestorben. Zunächst war von zwei, später von vier Attentätern ausgegangen worden. Überwachungskameras zeigten, wie ein Mann und eine Frau auf einem Motorrad an einem Kontrollpunkt gestoppt wurden. Dort ereignete sich dann die Explosion.
Unter den Verletzten befanden sich laut Behördenangaben sechs Zivilisten und vier Polizisten. Indonesiens Präsident Joko Widodo bezeichnete den Anschlag als "feige Tat". Es werde keine Kompromisse bei der Bekämpfung des Terrorismus geben. Die Familie war nach Polizeiangaben Teil der Extremistengruppe Jamaah Ansharut Daulah (JAD), die die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) unterstützt.
Erst am Sonntag hatte es in Indonesien eine Anschlagsserie auf Kirchen mit mindestens 14 Toten und dutzenden Verletzten gegeben. Die Attentäter kamen ebenfalls alle aus derselben Familie, benutzten bei der Attacke Motorräder und hatten Verbindungen zur JAD. Die Polizei korrigierte am Montag allerdings eine frühere Einschätzung, wonach die Attentäter Rückkehrer aus Syrien gewesen seien.
Die jüngsten Anschläge nähren Befürchtungen, der IS könne seinen Einfluss in Südostasien ausbauen. Traditionell folgt Indonesien einer moderaten Auslegung des Islam, allerdings gewinnen Extremisten an Gefolgschaft und es gab immer wieder Anschläge.
Der verheerendste Anschlag ereignete sich im Oktober 2002, als ein Selbstmordattentäter eine 1,1 Tonnen schwere Autobombe vor einer Diskothek im Touristenort Kuta auf der Insel Bali zündete. Zeitgleich sprengte sich ein Mann in einem Restaurant in der Nähe in die Luft. Insgesamt 202 Menschen, darunter zahlreiche ausländische Touristen, starben, mehr als 300 wurden verletzt.
(P. Hansen--BTZ)