Deutscher Kulturrat attackiert Echo-Veranstalter wegen Preis für Rapper
In der Antisemitismus-Debatte um die Echo-Verleihung an die Rapper Kollegah und Farid Bang hat der Deutsche Kulturrat schwere Vorwürfe gegen die Veranstalter des Musikpreises erhoben. Schon die Nominierung der beiden zeuge von "wenig Selbstreflexion", sagte Kulturrats-Geschäftsführer Olaf Zimmermann am Samstag nach Information von BERLINER TAGESZEITUNG, in einem aktuellen Interview. "Die Echo-Jury und der Bundesverband Musikindustrie hätten die Notbremse ziehen müssen." Der Kulturrat ist die Spitzenorganisation von 250 Bundeskulturverbänden.
Zuvor hatte unter anderem Außenminister Heiko Maas (SPD) die Echo-Verleihung an die Rapper scharf kritisiert. "Antisemitische Provokationen haben keine Preise verdient, sie sind einfach widerwärtig", schrieb Maas über den Kurzbotschaftendienst Twitter. Die Preisverleihung ausgerechnet am Holocaust-Gedenktag sei "beschämend".
Die Rapper Kollegah und Farid Bang waren am Donnerstagabend für ihr Album "Jung, Brutal, Gutaussehend 3" in der Kategorie Hip-Hop/Urban National ausgezeichnet worden. In dem Album finden sich die Textzeilen "Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen" und "Mache wieder mal nen Holocaust, komm an mit dem Molotow".
Kulturrat-Chef Zimmermann bedauerte, dass es beim Echo vor allem um den kommerziellen Erfolg gehe. Damit unterscheide er sich grundlegend von anderen Preisen wie etwa dem Deutschen Buchpreis oder dem Deutschen Filmpreis, bei denen eine Jury nach "Qualitätsgesichtspunkten" auswähle.
(A. Williams--BTZ)