72 Fahrer von UN-Hilfslieferungen in Äthiopien festgenommen
In Äthiopien sind 72 Fahrer des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen (WFP) festgenommen worden. Wie die UNO am Mittwoch mitteilte, waren die Fahrer nahe Semera auf der einzigen noch intakten Straße in die Krisenregion Tigray unterwegs. Die 72 Betroffenen seien Mitarbeiter einer externen Firma, mit der das WFP zusammenarbeitet.
"Wir stehen in Kontakt mit der äthiopischen Regierung, um die Gründe für ihre Festnahme zu erfahren", erklärte ein UN-Sprecher. Die UNO setze sich auch dafür ein, dass ihre Sicherheit und der Schutz ihrer Rechte gewährleistet werde.
Erst am Dienstag war bekannt geworden, dass mehr als 20 örtliche UN-Mitarbeiter in Äthiopien festgenommen wurden. Sechs davon wurden später wieder freigelassen. Die Festnahmen erfolgten offenbar im Zusammenhang mit dem Vorgehen von Sicherheitskräften in der Hauptstadt Addis Abeba gegen Angehörige der Volksgruppe der Tigray.
Die in der gleichnamigen nordäthiopischen Region herrschende Rebellengruppe TPLF liefert sich seit rund einem Jahr einen blutigen Konflikt mit der Regierung in Addis Abeba und marschiert derzeit auf die äthiopische Hauptstadt zu.
Der Konflikt hatte vor einem Jahr mit einer Offensive der Regierungstruppen gegen die TPLF begonnen. Nach ersten militärischen Erfolgen für Regierungschef Abiy Ahmed wendete sich das Blatt, bei einer Gegenoffensive rückten die Rebellen weit in Tigrays Nachbarregionen Afar und Amhara vor. Die TPLF hat sich inzwischen mit weiteren Rebellengruppen zusammengeschlossen, um Abiy zu stürzen. Die UNO, die Afrikanische Union und die USA versuchen, in dem Konflikt zu vermitteln.
Seit Mitte Juli konnten nach UN-Angaben nur 15 Prozent der benötigten Hilfsgüter über Semera nach Tigray gelangen, wo Schätzungen zufolge hunderttausende Menschen in der Krisenregion an Hunger leiden. In der vergangenen Woche hatte die UNO erklärt, dass seit dem 18. Oktober keine Hilfslieferungen mehr nach Nordäthiopien gelangt seien.
(Y. Rousseau--BTZ)