Gala-Dinner mit US-Präsident Biden von Protesten gegen Gazakrieg überschattet
Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen und überschattet von pro-palästinensischen Protesten hat in Washington das traditionelle Gala-Dinner mit der Presse und US-Präsident Joe Biden stattgefunden. Biden griff in seiner Ansprache seinen Herausforderer, den Ex-Präsidenten Donald Trump, scharf an. "Die Wahl 2024 ist in vollem Gange und ja, das Alter ist ein Thema", sagte Biden am Samstagabend (Ortszeit) im Hilton Hotel in Washington. "Ich bin ein erwachsener Mann, der gegen einen Sechsjährigen antritt", fügte er mit Blick auf Trump hinzu.
Unter den Gästen waren zahlreiche Prominente, darunter die Schauspieler Chris Pine, Molly Ringwald und Scarlett Johansson. Begleitet wurde ihre Ankunft von Demonstranten, die "Schämt euch!" riefen.
Biden wird seit Monaten von pro-palästinensischen Demonstranten verfolgt, welche die Unterstützung der USA für Israel scharf kritisieren. Immer wieder wird der Präsident mit "Völkermord"-Rufen und Forderungen nach einem sofortigen Waffenstillstand im Gazastreifen empfangen.
Die Pressegala ist traditionell ein Anlass, den US-Präsidenten auf den Arm zu nehmen. Der für seine Auftritt in der Sendung "Saturday Night Live" bekannte Komiker Colin Jost ergriff bei seiner Einlage jedoch Partei für Biden: "Ich möchte darauf hinweisen, dass es nach 22 Uhr ist und Sleepy Joe noch wach ist, während Donald Trump die vergangene Woche damit verbracht hat, jeden Morgen im Gericht einzuschlafen", scherzte Jost und bezog sich dabei auf die Auftritte des Ex-Präsidenten bei dem Schweigegeldprozess in New York in der vergangenen Woche.
Jost wies auch darauf hin, dass sein kürzlich verstorbener Großvater für Biden gestimmt habe, "weil Sie ein anständiger Mann sind". "Mein Großvater hat für Anstand gestimmt und Anstand ist der Grund, warum wir heute Abend alle hier sind", sagte Jost.
Während des Gala-Dinners wurde draußen von einem Fenster in einem der oberen Stockwerk des Hotels eine riesige palästinensische Flagge entrollt. Mehr als zwei Dutzend palästinensische Journalisten hatten in dieser Woche ihre US-Kollegen in einem offenen Brief aufgefordert, das Abendessen zu boykottieren.
Die Gruppe Code Pink hatte angekündigt, die Veranstaltung "stoppen" zu wollen, um gegen "die Komplizenschaft der Regierung Biden bei der gezielten Tötung palästinensischer Journalisten durch das israelische Militär" zu protestieren. Sie sagte, ihre Aktion werde "gewaltfrei" sein, nannte aber keine Einzelheiten.
Nach Angaben des in New York ansässigen Komitees zum Schutz von Journalisten (CPJ) wurden seit Beginn des Kriegs im Gazastreifen am 7. Oktober mindestens 97 Journalisten, darunter 92 Palästinenser, getötet. Mindestens 16 weitere wurden demnach verletzt.
Der Krieg war durch den brutalen Angriff der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel ausgelöst worden, bei dem nach israelischen Angaben etwa 1170 Menschen getötet wurden. Als Reaktion geht Israel seitdem massiv militärisch im Gazastreifen vor.
Das jährliche Korrespondenten-Dinner wird seit 1920 von der einflussreichen White House Correspondents' Association organisiert. Dabei kommen Journalisten und Vertreter des Weißen Hauses zusammen, auch die Teilnahme des Präsidenten hat eine lange Tradition. Im vergangenen hatten 2600 Gäste teilgenommen.
Y. Rousseau--BTZ