Streeck: Dem Coronavirus keine Sonderstellung gegenüber der Grippe einräumen
Mit Blick auf die steigenden Infektionszahlen warnt der Virologe Hendrik Streeck davor, sich im Herbst und Winter zu sehr auf das Coronavirus zu konzentrieren und die Grippegefahr zu vernachlässigen. "Ich rechne damit, dass wir im Herbst und Winter einen Anstieg der Corona-Fallzahlen erleben werden", sagte Streeck der "Augsburger Allgemeinen" (Samstagsausgabe). "Die Frage ist, wie viel Aufmerksamkeit wir welchem Erreger schenken wollen".
Er beobachte "mit einer gewissen Sorge, dass wir dem Coronavirus immer noch eine Sonderstellung einräumen", sagte Streeck. Zwar seien in den vergangenen Jahren Grippewellen weitgehend ausgeblieben, doch das könne dieses Jahr anders sein. "Eine Erkrankung, die von vielen unterschätzt wird, ist die Grippe, also die Influenza", sagte der Virologe.
"Es hat sich eine Einstellung breitgemacht: Wenn es nicht Corona ist, dann ist alles in Ordnung." Er rate aber allen, die zu einer Risikogruppe gehören oder mit vielen Menschen in Kontakt kommen, zu einer Grippeschutzimpfung.
Ob die kalte Jahreszeit wirklich eine Grippewelle mit sich bringt, lasse sich jetzt noch nicht sagen. "Normalerweise kommt die Grippewelle meist erst im Januar, Februar", so Streeck. "In den Monaten davor sehen wir vereinzelt Fälle, dann lässt sich eher sagen, womit wir rechnen müssen." Aber selbst wenn jetzt noch keine Vorhersage möglich sei, "ist es gut, mit dem Hausarzt zu sprechen und sich gegebenenfalls eine Grippeschutzimpfung verabreichen zu lassen".
S. Sokolow--BTZ