Neues Zeckenvirus in Europa verbreitet - auch in Deutschland
Das vor sechs Jahren in China entdeckte, von Zecken übertragene Alongshan-Virus ist nach Angaben des Centrums für Reisemedizin (CRM) auch in Europa verbreitet - erste Nachweise gibt es auch in Deutschland. Schwere Erkrankungen werden mit einer Alongshan-Virus-Infektion aber bislang nicht in Verbindung gebracht, wie das CRM in Düsseldorf erklärte. Es rief aber aktuell zu einem guten Zeckenschutz auf - denn die Spinnentiere können auch sehr viel gefährlichere Viren übertragen.
Die Verbreitungsgebiete vieler heimischer Zeckenarten hätten sich in den vergangenen Jahren deutlich ausgeweitet, erklärte der wissenschaftlicher Leiter des CRM, Tomas Jelinek. Die milden Winter und wärmeren Sommer kämen den Spinnentieren zugute. Sogar zwei ursprünglich aus den Tropen stammende Arten hätten begonnen, sich in Deutschland zu etablieren.
Zecken können eine Vielzahl an Viren und Bakterien übertragen, etwa die virale Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) oder die von Bakterien verursachte Borreliose. Mit dem Alongshan-Virus (ALSV) sei die Liste der über Zeckenstiche verbreiteten Krankheitserreger "noch einmal angewachsen", erklärte das CRM. Das Virus hat seinen Namen von der chinesischen Stadt Alongshan, wo es 2017 erstmals identifiziert worden war.
ALSV sei bei einer Untersuchung von Zecken, die 2021 und 2022 in der Schweiz gesammelt worden waren, häufiger gefunden worden als das FSME-Virus, erklärte das CRM. Eine Studie der Universität Hannover zeige, dass auch in Niedersachsen viele Zecken das ALS-Virus in sich tragen.
"Wie stark Menschen von ALSV-Infektionen betroffen sind, ist noch weitgehend unbekannt", erklärte Jelinek. In China wurde das neue Virus identifiziert, als Patienten nach einem Zeckenbiss FSME-typische Symptome wie Kopfschmerzen und Fieber entwickelten, sich jedoch keine FSME-Viren nachweisen ließen. "Es ist davon auszugehen, dass das Virus auch in Europa bereits länger zirkuliert und vermutlich auch schon zu Erkrankungen geführt hat", erklärte Jelinek. Diese seien aber vermutlich mit nur leichten grippeähnlichen Symptomen verbunden gewesen.
O. Joergensen--BTZ