Französische Kleinstadt im Burgund fliegt Ärzte per Privatjet ein
"Fliegende Ärzte" sind bislang vor allem aus afrikanischen Ländern mit schlechter medizinischer Versorgung oder dünn besiedelten Gebieten in Australien bekannt. Seit Donnerstag werden Ärztinnen und Ärzte aber auch in Frankreich mit einer Propellermaschine an ihren Einsatzort geflogen, nämlich in einen kleinen Ort im Burgund. In Nevers gibt es nur einen Allgemeinmediziner für etwa 2000 Einwohner, im Landesschnitt kommt ein Allgemeinmediziner auf weniger als 900 Einwohner.
"Ein Flugzeug ist das beste Mittel, um die Zeiten zu verkürzen", meint der konservative Bürgermeister von Nevers, Denis Thuriot, der zugleich Chef des dortigen Krankenhauses ist. Die nächste Universitätsklinik in Dijon ist knapp drei Stunden mit dem Auto und zweieinhalb Stunden mit dem Zug entfernt.
Mithilfe der "Luftbrücke" sollen jeweils acht Fachärzte und -ärztinnen für je einen Tag pro Woche nach Nevers gebracht werden. Der Flug in einem Privatjet, der pro Strecke etwa eine gute halbe Stunde dauert, kostet pro Passagier 670 Euro. Nach Ansicht des Bürgermeisters rechnet sich dies, da ein Vertretungsarzt bis zu 3000 Euro pro Tag verlangen könne.
Grüne Kommunalpolitiker reagierten entsetzt. "Ein Flug bedeutet 1500 Mal mehr Ausstoß von Treibhausgasen als eine Zugfahrt", betonte Sylvie Dupart-Muzerelle. Sie wirft dem Bürgermeister vor, "eine PR-Aktion" zu veranstalten. Sie verweist außerdem darauf, dass Frankreich Inlandsflüge verboten hat, wenn die Strecke mit dem Zug in weniger als zweieinhalb Stunden zurückzulegen ist. Dies ist der Fall für die Bahnstrecke Nevers und Dijon, allerdings gilt das Verbot nicht für Privatjets.
F. Schulze--BTZ